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Geschrieben (bearbeitet)

Zeitraum: Von Mitte bis Ende September, 18 Tage Zeit

Gruppengröße: 1 („Egotrip“)
Ziel war, Schottland möglichst auf Nebenstrecken mit dem Rad zu erkunden: Die schottischen Highlands, Isle of Skye, Zelten soweit möglich. Bond Drehorte suchen…
 

Warum mit dem Fully-MTB?
Man kann fast alles fahren, was man mit dem MTB halt fahren kann, und, weil es das derzeit einzige taugliche meiner Räder ist. „Limitierend“ wirkt nur das Gewicht des Gepäcks beim Fahren, Schieben, Tragen und wo drüber heben. Wenn man das Gepäck deponiert, hat man sowieso alle Möglichkeiten.
Jedenfalls muss man nicht auf befestigten Strassen oder Wegen fahren, sondern kann (viel mehr) ausweichen und die "wirklich" schönen Ecken anvisieren. Man muss weniger gehen, oder so.


Vorbereitung:
Erfahrung hatte ich mit dem Reiseradeln nur insofern, als ich mit viel weniger Gepäck und ohne Zelten im warmen Italien bzw. in Österreich unterwegs war, wenig mit dem Rennrad, das meiste mit diesem Fully. 

Start und Ende in Edinburgh wegen Anreise per Flug.
Zu Schottland selbst habe ich leider nur wenig Wissen aufgebaut im Vorfeld.
Ca. 6000 Jahres Rad-km davor, durch das Radpendeln im Winter gewisse Erfahrung auch mit widrigen Bedingungen gesammelt.

Anreise per Flug ab Wien, Umstieg in Amsterdam, ca. 460 EUR Hin &Retour, inkl. 1 Aufgabegepäck, in meinem Fall 80 Liter Rucksackhülle für die einzelnen Radtaschen und Zelt.

1 (anzumeldende!) Fahrradtasche, Aufpreis pro Strecke: 55 EUR bzw. 45 GBP retour.

*** Achtung: knappe Umstiegszeiten von unter 2 Stunden bergen die große Gefahr, dass die Fahrradtasche („Bulky Lugagge“!) NICHT mitkommt! Sollte man einkalkulieren oder irgendwie mit Transfer > 2 Stunden weg zu bringen versuchen. Bei mir wegen verzögertem, selbst umgebuchten Hinflug zum Glück nur bei planmäßigem Rückflug passiert ***

Depot Fahrradtasche: Hier privat - Danke Marcella!, sonst wohl in An- bzw. Abreiseunterkunft zu organisieren.


Bilanz:
Gesamt 1116 km und 11000 hm.
15 volle Radtage am Stück (d.h. durchschnittlich 75 km bzw. 730 hm am Tag).
2 mal Fährfahrten.


Konditionen:
Untergrund: Vermutlich nur max. 30% auf nicht-geteerten Straßen/Wegen „geschafft“, Gründe dafür gibt es einige. Teilweise sehr nasse, moorige Untergründe (Überraschung!). Der Offroad und Höhenmeter-Anteil ging jedenfalls zum Ende hin gegen 0.

3 Tage, an denen es fallweise geregnet hat.
7 Tage mit Sonne und blitzblauem Himmel am Stück, Rest bedeckt.
Tiefste Temperatur: +1° Celsius (Glencoe Village)
Höchste Temperatur: ca. +18° Celsius
Viel Rückenwind, ein halber Tag eisiger Gegenwind.


Gewichte (extremly wichtig!):
Geschätztes, mittleres Fahrradgewicht: 27 kg (10,5 kg MTB  +Beladung).
Fahrergewicht inkl. Montur: 81 kg + Rucksack ca. 5 kg , Gesamtgewicht  ca. 113 kg.


Unterkünfte:
Zelten: Gesamt 11-mal, 3-mal Wildcampen, Rest auf unterschiedlichsten Campingplätzen, Kosten zwischen 5 und 25 GBP.

Hotel Nächtigungen: 3 für An- bzw. Abreise, weitere 3 während der Radreise aufgrund fehlendem Campingplatzes, Wäschewasch- bzw. eher Trockenbedarfs, Zelttrocknung, Wetterbericht… Die Hotelkosten betrugen ca. 1200 EUR gesamt. Alternativen gab es kaum.


Technik & Defekte: (Fast) 0
Zu Beginn Tubeless Reifendruck an Beladung angepasst, nie nachjustieren müssen.

Allerdings habe ich mir im verblockten Trailgeländes des Cairngorms NP die rechte Hinterbaustrebe angeknickt, was mir erst beim Zerlegen für die Heimreise aufgefallen ist (aber die abfallende Schaltperformance im Nachhinein erklärt).


Routenplanung:

Grob die ersten 4, 5 Tage "nach Westen/Norden, in die Highlands" per Kommot vorgeplant, Fahrprofil „MTB“, was mich bereits am 2. Tag zu einer Abänderung gezwungen hat. Achtung: Abseits hat man häufig keine Netzabdeckung! Offlinekarten wären dann gut.

Mein Navigationssetup mit Komoot und Polar Pacer Pro („Grüne Faden Navigation“ ohne Karten, tlw. mit Abbiegehinweisen) war essenziell, aber eher die untere Minimalausstattung. Handynavigation wg. eingeschränkter Netzabdeckung und dürftigen Lademöglichkeiten nur im „Notfall“.

Zu Komoot und seiner Fehlerrate sage ich besser nichts, wurde beispielsweise einmal in Sümpfen (Routenprofil „Gravelbike“) schon sehr verzagt - Stufe „Wie lautet eigentlich die Notrufnummer in UK?“

 

Highlights:

Die für mich zwei schönsten, aber technisch schwierigsten Abschnitte befinden sich im Cairngorms National Park:
Ab Blair Atholl durch das Glen Tilt zum“ Bob Scott’s Bothy“ (hier als Zeltplatz genutzt) und weiter über „Ford of Avon Refuge Hut“ nach Aviemore, höchster Punkt: 791 Meter. Einige Male Furten. Das ist ein Wanderweg und NICHT für ein Reiserad geeignet. Mit etwas Phantasie bist da in Kamtschatka, die Trails vergleicht man instinktiv mit denen vom Gardasee und du denkst dir: Hier schwieriger!
Technisch für mich schwierige An- und Abstiege, viel Schieben bzw. Hieven erforderlich. Schwierigkeitsgrad: „Beim Aufwärtsfahren Bremsen erforderlich“. Sehr wenige Menschen unterwegs.
Lange, einsame Abschnitte.

Corrieyairack Pass, höchster Punkt: 768 Meter

Glen Coe, Teile des West Highland Trails (Wanderroute).

Isle of Skye wegen der Strände, Wolkenstimmung, des üppigen Grüns. Weniger wegen des doch starken Verkehrs (Touristen, Camper!).

 

Gepäck-Setup am Fahrrad, leer, ca. 3000 Gramm:

Hinten:
Tailfin System, Carbon AeroPack 800 Gramm, Top Case 18 Liter, 2 Stück Seitentaschen, jeweils 740 Gramm - 22 Liter, Gesamt ca. 2300 Gramm. Tailfin Steckachse „verlängert“.

Vorne:
Auf 32mm Federgabel 2 x 2 Stück Carbon Suspension Fork Mounts ( 4x 41 Gramm) und 2 x Cargo Cage Large (2 x 80 Gramm), eine Seite mit 5 Liter Tasche (180 Gramm), 2 x 2 Gummistrippen, auf anderer Seite Zelt direkt am Long Cage. Gesamt ca. 500 Gramm.

 

Campingausrüstung:
1-Mann Zelt Hilleberg Akto (ca. 24 Jahre) - 1800 Gramm
Kochzeugs
Therm-a-Rest NeoAir XLite NXT MAX L 63x196cm, 7,5cm hohe Unterlagsmatte (neu) – 550 Gramm
Carinthia G180 Schlafsack (neu) - 1100 Gramm
Aufblasbarer Kopfpolster
Die neuen Schlafteile sind ein Traum!

Weiters: Ein 23 Liter Rucksack für Trailschuhe, Tagesgewand, Jause.                 


Für das nächste Mal...
Was zu Hause hätte bleiben können: Das Fahrradschloss mit 460 Gramm.
Was gefehlt hat: Der Gasbrenner Verschlussring EasyClic.
Was immer ein Problem war: Das Aufbrechen in der Früh war ein Prozedere, das viel zu lange gedauert hat (vielleicht wird das Zelt oder das Gewand doch noch trocken?). Man sollte konsequent das Zeug nass einpacken und später trocknen.


Bewertung:
Abenteuerlich, aber mit Auffangnetz!
Bezüglich unbekanntem Terrain - oft wusste ich um 17 Uhr noch nicht, wo ich die Nacht verbringen werde. Erfahrungen, die in unserer durchgeplanten Zeit wieder aufgefrischt werden müssen.
Mücken waren an einigen Tagen stundenweise sehr lästig, beim Wildcampen ca. 15 Zecken eingehandelt – könnte man mit etwas mehr Umsicht wohl auch vermeiden.
Ein Porridge ist eigentlich ein tolles Gericht: Leicht, einfach und variantenreich zuzubereiten, gute Inhaltsstoffe, leicht abzuwaschen.
Wohl etwas zu viel Rad gefahren, zu wenig Zeit für Besichtigungen genommen.
Zum Ende hin ist mir etwas die Kraft ausgegangen, es galt nur noch, „heim“ nach Edinburgh zu kommen. Insofern hätten Ruhetage sicher gut getan.
Hinsichtlich der Landschaft, des Naturraums und der menschlichen Kontakte einer meiner schönsten Urlaube!
Fotos stelle ich einfach drunter, hoffe das passt.
Runde wurde gegen den Uhrzeigersinn befahren.

Scotland_Loop_Complete_1116km_10800hm.png

Bearbeitet von trekkerat
Ergänzung
Geschrieben

Tolle Gegend, tolle Fotos, danke für den Bericht. Wie bewährt sich denn der Tailfinn (samt Seitentaschen) am Fully ? Und  wäre eine Radreise in der Gegend auch ohne Kochzeugs machbar oder sind die Versorgungsmöglichkeiten zu weit auseinander ?

Geschrieben

Großartige Reise und danke für den Bericht.

 

Das mit dem Fahrradschloss kenn ich. Ich nehme es dann trotzdem immer wieder mit ... ist aber eh nur ein leichtes Seilschloss von Abus. Das genügt. Für den Kopf 😁 

Geschrieben (bearbeitet)
vor 4 Stunden schrieb Golo:

Tolle Gegend, tolle Fotos, danke für den Bericht. Wie bewährt sich denn der Tailfinn (samt Seitentaschen) am Fully ? Und  wäre eine Radreise in der Gegend auch ohne Kochzeugs machbar oder sind die Versorgungsmöglichkeiten zu weit auseinander ?

Das Tailfinn ist super, fast unauffällig. Die Masse spürt man aber natürlich im Wiegetritt oder bei Manövern, logisch. Die Seitentaschen streifen manchmal an, das war aber nie ein großes Problem. Eigentlich unglaublich, was das aushält, da man ja abwärts nicht wirklich darauf Rücksicht nehmen kann. Nur die (fallweisen!) Kontaktpunkte der vertikalen Stützen ganz unten zum Hinterbau sollte man abkleben oder irgendwie wegzubringen versuchen, die wurden abgewetzt.

Ohne Kochzeugs? Da engt man sich zu sehr ein. Wird schon gehen, aber Spaß macht das sicher nicht. Auf den Campingplätzen gibt es idR keine Versorgungsmöglichkeit, kein Shop, kein Café in der Nähe. Am Abend wird man meistens was finden, aber ohne warmem, nahrhaftem Frühstück wäre für mich nach 2 Tagen Schluss… man ist freier mit Kocher!

Bearbeitet von trekkerat
Geschrieben
vor 1 Stunde schrieb Kapatieme:

Problem ev. Gepäckträgerzuladung?

Nein, nur indrekt vielleicht, weil ich das Rad wegen des Gewichts  nicht unter Kontrolle hatte.
Man sieht eindeutig eine mechanische Einwirkung von unten, die oberhalb zu einem Riss geführt hat.

Geschrieben
vor 33 Minuten schrieb roland_p:

Voi cool, danke für den Bericht und fürs Mund wässrig machen!

Laut den Einheimischen war der Sommer total verregnet, ich hatte 7 Tage am Stück totales Wetterglück  - die Wahrscheinlichkeit, das wieder so zu treffen oder timen zu können ist halt gering.
Insofern erwecken die Fotos ziemlich sicher ein Stimmungsbild, das nicht Standard ist. Mir war das im Vorfeld bewusst und ich entsprechend eingestellt.
Und: Die Leidensfähigkeit bzw. die Fitness ist ja individuell.... Während des Fahrens kamen schon so Gedanken an die Freunde zuhause auf: "Macht das nicht!!!" 
Andererseits fährt man halt, bis es nicht mehr geht (bzw. soweit man das für die folgenden Tage für sich bzw. die Gruppe verantworten kann). Wenn man das Zelt und Kocher mit hat, stresst MICH das halt deutlich weniger, weil ich fast überall abbrechen kann.
Irgendwann musste ich mich schon fragen, ob ich wirklich gut daran tue, mich zum 173-igsten Mal wieder in den Sattel zu schwingen, um 5 Meter vielleicht weiter zu kommen. Stufe, und von vorn... Musste mich also phasenweise richtiggehend zwingen zu schieben, weil es effizienter ist,  weniger Kraft braucht und ich vermutlich schneller bin...

Geschrieben (bearbeitet)
vor einer Stunde schrieb NoNick:

@Hotel: ist Schottland so teuer? 200.-/Nacht für eine Person san ka lappal

Das Problem war, dass ich erst zwischen 17 und 19 Uhr die Campingvariante aufgeben wollte (Regen) oder musste.
Die Flexibilität, die das Zelten mit sich bringt, rächt sich spätestens am Abend, wenn man keinen Campingplatz (der auch Tent pitches anbietet!) findet. Wildcampen wollte ich nach der ersten Woche nicht mehr, wegen der vielen Zecken. Da in den nächsten  10 km ein verfügbares Hotel zu finden, vor allem am Wochenende, war nicht einfach oder einmal sogar unmöglich --> ab in den Wald!
Kann man sicher besser organisieren, habe ich dann eh gemacht mit Recherchieren/Anrufen/Anmelden. Zu Beginn stand das Organisieren der Nächte eher im Hintergrund, eher Fahren, Routen usw.
Die Hotelnächte waren zB deshalb so teuer, weil letztes Zimmer("Kingsroom", 170 GBP), weil letztes Zimmer, weil es mir um 19 Uhr vielleicht auch schon egal war und ich nicht weitersuchen wollte, Risko, wieder 20, 30 Minuten investieren.... Preis-Leistung stimmt halt nicht ganz (für europäische Verhältnisse).
Habe mich im Nachhinein mit der Buchungsplattform gespielt, und da gibt es AKTUELL zB für Wochenende keine freien Zimmer, wenn frei, zB 89 GBP kommende Woche kostet das im kommenden Juli das gut 4-fache... Insofern spielt da auch Saison eine Rolle. Und: Es ist ja ein Zimmerpreis, für zwei Personen sieht es eh besser aus...
Spontan gute, günstige, verfügbare Hotelzimmer zu finden, unmöglich!

Bearbeitet von trekkerat
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