
Wahoo Elemnt Roam im Test
26.11.19 08:37 27.1522019-11-26T08:37:00+00:00Text: Luke BiketalkerFotos: Erwin Haiden, Luke BiketalkerDer größte Spross der Wahoo Elemnt Serie will mit einfacher Bedienbarkeit, langen Akkulaufzeiten und zuverlässiger Navigation punkten - Technik-Muffel Luke Biketalker hat den Roam ausprobiert.26.11.19 08:37 27.3772019-11-26T08:37:00+00:00Wahoo Elemnt Roam im Test
26.11.19 08:37 27.3772019-11-26T08:37:00+00:0024 Kommentare Luke Biketalker Erwin Haiden, Luke BiketalkerDer größte Spross der Wahoo Elemnt Serie will mit einfacher Bedienbarkeit, langen Akkulaufzeiten und zuverlässiger Navigation punkten - Technik-Muffel Luke Biketalker hat den Roam ausprobiert.26.11.19 08:37 27.3772019-11-26T08:37:00+00:00Die Zugänge zum Thema Fahrrad sind so vielfältig wie die Tretlagerstandards der Industrie. Mit zu vielen Jahren der Geißelung durch Trainingsplan und Co. im Rücken, war spätestens seit Überschreitung der 80 kg Grenze mein Zugang jener der reinen Freude am Tun.
Zur Tempoverschärfung ermahnende Powermeter oder mit Weganweisungen und Uhrzeitprognosen Hektik erzeugende Fahrradcomputer finden sich selten im Sammelsurium meines radlerischen Glücks. Viel lieber verliere ich mich selbst im dichten Wald und schultere mein Bike, gebe mich der Orientierungslosigkeit in den Weiten des niederösterreichischen Flachlands hin und lasse mich von der rasch nahenden Dämmerung mit dezenten Hinweisen zur vorangeschrittenen Zeit in den einzig möglichen Rückzugsweg drängen. Widerwillig und nur im äußersten Notfall darf mir Google Maps gelegentlich ein klein wenig unter die Arme greifen. Aber eigentlich auch nur in jenen seltenen Fällen, in denen das Smartphone überhaupt mit auf Reisen geht.
Wie der Wahoo ELEMNT Roam mit seiner Datenflut samt Karten in diese Rechnung passt? Um ehrlich zu sein: überhaupt nicht. Doch eine gewisse Skepis des Testers hat noch keinem Testbericht geschadet …
Features, die
- Ein neuer Umgebungslichtsensor passt die Helligkeit automatisch an, sodass der Bildschirm stets gut ablesbar bleibt
- Strava-Nutzer können nun von Turn by Turn Navigation profitieren
- Höhenprofile werden nun auch für Runden angezeigt, welche direkt am Gerät oder in der App erstellt wurden
- Get me started navigiert zurück zur vorgeschlagenen Route, sollte man den Weg verlassen haben
- Orte können mit Saved Locations gespeichert werden
- Mit retrace a route kann eine aufgezeichnete Route auf exakt gleichem Weg zurückgefahren werden
- Route to Start bringt einen auf direktestem Weg zurück zum Startort
- Neuer Zoom-Modus in den Karten
- Höhenanzeige als Graph
Viele Features, ohne deren Kenntnis ich wohl auch glücklich geworden wäre. Doch vermutlich wäre ich auch mit Schläuchen im Reifen, starren Gabeln und ohne Dropper-Posts glücklich geworden. Wie immer bei Luxusgegenständen geht es auch ohne sie - doch mit ihnen wird eben alles ein Stück weit angenehmer. Erkaufte Lebensqualität, wenn man so möchte. Und damit sollte sich nun vor allem die Route to Start - aka Abbruch - Funktion angesprochen fühlen. Doch dazu später mehr.
Dazu gibt es nebst den Smart Navigation-Funktionen noch die Option, einen Zielpunkt direkt am Roam (oder via Smartphone) zu wählen. Perfect View nennt sich die Zoomfunktion, mit Hilfe derer Datenfelder und auch die Karte selbst rasch auf die gewünschte Informationsgröße skaliert werden. Und die Quick-Look LED Leisten für Navigation und farbliche Erkennung der Zielbereiche im Training ist natürlich auch am Topmodell integriert. Außerdem ist der Roam zu zig Fitness-, Rad- und Navigationsapps kompatibel und weiß auch mit einer Reihe von Indoor-Training-Features (Strecken nachfahren, Widerstand konstant halten etc…) zu überzeugen.
- Das soll allerdings bereits behoben sein. An der Hinterseite findet sich eine Abdeckung mit einem weiteren Montagepunkt. Ob hier eine Lampe in Aussicht steht?Das soll allerdings bereits behoben sein. An der Hinterseite findet sich eine Abdeckung mit einem weiteren Montagepunkt. Ob hier eine Lampe in Aussicht steht?
Setup, das
Für Technikverweigerer, derer ich einer bin, kann es mitunter schon dauern, bis sich das Setup neuer Geräte vollends erschließt. Ganz anders am ELEMNT Roam. Die Wahoo Companion App ist rasch auf Android und iOS installiert und führt praktisch von selbst durch das Setup des Roam. Den QR-Code am Display des Roam vor die Kamera des iPhones gehalten, wird er prompt erkannt. Direkt über die App kann der Roam dann auch gleich ans WLAN gekoppelt und aktualisiert werden.
Vorgefertigte Datenfelder stehen zur Konfigurierung bereit, es können aber auch ganz eigenen Seiten mit bis zu elf Datenfeldern erstellt werden. Leistung, Di2-Ganganzeige, Höhendaten, Streckendaten, Karten und Abbiegehinweise, Herzfrequenz, Geschwindigkeit - die mögliche Datenflut und deren Aufbereitung (diverse Durchschnittswerte, Runden und mehr) ist unglaublich groß. Hier kann sich jeder genau das heraussuchen, was er tatsächlich für wissenswert hält. Die Datenfelder können auch gereiht werden. Im Perfect View Zoom reduzieren sich die elf Felder dann schrittweise und lassen je nach Zoomfaktor eben nur noch die zuoberst gereihten Felder - dafür umso größer - am Bildschirm stehen.
Strecken und Trainings
In der App lassen sich über den Punkt Workout - no na - fertige Workouts auf den Wahoo spielen. 20 und 8 Minuten FTP Test sowie einige Workouts sind vorinstalliert, alle anderen Einheiten können über Trainingspeaks sowie Today’s Plan synchronisiert werden.
Weitaus häufiger dürfte allerdings der Punkt Strecken genutzt werden. Hier stehen gleich mehrere Optionen zur Wahl. Neben einem Navi-typischen „bring mich zu“ sowie „zurück zum Start“ können auch Routen aus dem Verlauf wiederholt, aus Apps wie Strava, Komoot, MTB Project und Single Tracks importiert oder direkt als .gpx, .tcx oder .fit geladen werden. Der Vorgang selbst ist dabei deppeneinfach: Route entweder auf Strava, Komoot und Co selbst planen und zusammenklicken oder eine vorgefertigte Route direkt über die Companion App mit kompatiblen Apps synchronisieren. Alternativ kann auch eine gpx. Datei, etwa von bergfex.at, geladen werden. Die Datei kann dann direkt am Handy geöffnet und auf die Companion App weitergeschoben werden. Dann kann Route begutachtet und benannt werden und über Syncronize via Wlan auf den Wahoo übertragen werden. Dann gilt es nur noch, via Route "Strecke Nachfahren" zu klicken und nachzufahren, auf Wunsch auch mit Turn by Turn Navigation vom aktuellen Standort zum Start der Route. Easy as Shit.
In der Hand und unterwegs
Praktisch und durchdacht sind die Bedienelemente am Roam so angelegt, dass stets dort, wo sich Tasten befinden, keinerlei Tasten an der gegenüberliegenden Seite platziert sind. Das Gerät lässt sich so gut im Zangengriff bedienen, ohne aus Versehen falsche Befehle zu erteilen.
Der Start benötigt etwas Zeit, das GPS-Signal wird dann dafür rasch gefunden. Mattiertes Gorilla-Glas hält selbst im Sonnenlicht Reflexionen in Grenzen und das Display bleibt auch bei voller Betrahlung sehr gut ablesbar. Bei aktiviertem Umgebungs-Sensor passt sich die Helligkeit binnen Sekunden - etwa bei Tunneldurchfahrten - an.
Am Lenker lässt sich der Wahoo ELEMNT Roam auf zwei Arten montieren. Einmal mit der mitgelieferten Aero-Halterung, und einmal mit einem von Garmin und Co bekannten Mini-Adapter, welcher direkt am Lenker oder Vorbau befestigt wird. Ersterer sorgt für eine cleane Optik, ist aber auch etwas weich. Dies führt einerseits auf schlechten Wegen zu Vibrationen und andererseits in der Ein-Hand-Bedienung zu etwas erschwerter Tastenbedienung - womit wir beim bereits erwähnten Zangengriff landen. Wer häufiger das Rad wechselt, wird sich vielleicht auch an der Kabelbinder-Montage des zweiten kleinen Adapters stören. Ein Gummi-Band wäre hier wohl sinnhafter gewesen.
Im Navigation-Modus zeigen auf der Karten-Seite schwarze Pfeile die Route an, Turn-by-Turn Hinweise geben an, wann wohin abgebogen werden soll und wie weit es geradeaus geht, bevor ein neuerlicher Hinweis bevorsteht. Selbst der Straßenname wird, sofern vorhanden, angezeigt. Dazu muss man übrigens nicht auf der Karten-Seite bleiben, sondern kann auch in eine der anderen konfigurierten Seiten wechseln. Dort stehen die Informationen dann als Pop-Up zur Verfügung.
Verfährt man sich dennoch, informieren die stirnseitigen LEDs, welche davor noch in weiß auf die Abbiegerichtung hingewiesen hätten, über den Fahrfehler. Ist man zurück auf Kurs, blinken die LEDs grün. Was ebenfalls hervorragend funktioniert, ist die Neuberechnung. Wer stur auf falschem Kurs bleibt, kann binnen weniger Meter bereits mit einer neuen Streckenführung rechnen - da ist selbst Google-Maps nicht schneller. Leider scheint die Meterangabe nicht sehr exakt und Kreuzungspunkte werden mitunter um 40 bis 50 Meter daneben angezeigt. Dafür ist der Pfeil am Display sehr präzise. Im Zweifel sollte man also der Grafik und nicht den Zahlen Glauben schenken.
Dass ein modernes Navi einem Track folgen, aufzeichnen und via „Zurück zum Start“ zurückrouten kann, ist obligat. Was am Roam aber begeistert, sind die Funktionen „Route zum Startpunkt“ und „Bring mich zu“. Erstere findet von einem beliebigen Punkt einen Rückweg zurück zum Starpunkt der Route. „Bring mich zu“ findet entweder den Weg zu einem vorab gespeicherten Ort - die eigenen vier Wände, ein Parkplatz, Bahnhof, Hotel oder Campingplatz. Oder man sucht sich direkt via Fadenkreuz einen Punkt auf der Karte. Ab dann findet der Roam selbstständig den Weg zum erwählten Punkt.
Perfekt als Exit-Strategie, auch und vor allem auf Erkundungstouren ohne Route oder als Notfallstrategie bei Schlechtwettereinbrüchen. Ein Feature, das auch für jene Sinn macht, die sonst wenig mit Navigation anzufangen wissen.
Je nach Navigation-Modus - es stehen die Optionen MTB, Straße, Cross und Hybrid zur Wahl - können die selbsterstellten Streckenvorschläge des Roam (sprich das, was nicht als Karte geladen wurde, sondern durch Route Back Home oder Route zum Ziel das Gerät selbst erstellt) allerdings recht kreativ ausfallen. Da kann es schon mal sein, dass man für 50 Meter den links neben der Straße geführten Radweg verlassen soll um im Verkehr weiterzurollen, obwohl der Weg geradeaus weiterführen würde. Ignoriert man den offensichtlichen Irrtum - oder verfährt sich mal wirklich - rechnet der Roam binnen Sekunden um und findet klaglos einen neuen Weg. Im MTB-Modus kennt der Wahoo dann auch schon mal einen Abschneider über die Pferdekoppel in der Nachbarschaft - auf Wegen, deren Existenz sich nicht einmal Einheimische bewusst waren, die aber tatsächlich existieren. Expedition 2.0, wenn man so möchte.


+ mehr Infos

+ mehr Infos
Ebenfalls nicht ganz fehlerfrei ist die Funktion des Wahoo in schwierigem Gelände, sprich bewaldetem Gebiet und engen Gräben. Hier geht das Signal trotz GPS, GLONASS, BEIDOU Galileo und QZSS häufiger verloren, als einem lieb ist, denkt das Gerät, man fahre einen Weg höher oder tiefer und quittiert seinen Unmut mit nervigem Gepiepse.
Die Akkuleistung entspricht je nach Modus und Empfangsqualität in etwa den angepriesenen 17 Stunden, 15 Stunden sind ein realistischer Orientierungspunkt.
Lustiges Gimmick am Rande: Andere Wahoo User werden auf der Karte erkannt und mit ihrem Nickname eingeblendet. Ein feines Feature ist auch das auf Wunsch eingeblendete Höhenprofil der anstehenden Kilometer. Dort sieht man gut, welche Rampen in den kommenden Minuten bevorstehen und wann die Qual ein Ende nimmt, oder ob es sich überhaupt lohnt, die Jacke noch auszuziehen, da ohnehin eine lange Abfahrt bevorsteht.
Wer Indoor fährt, kann dem Wahoo sogar dies mitteilen und hat dann eigene Modi hierfür zur Auswahl. Und dass Trainingspläne implementiert und direkt am Gerät Intervalle samt Aufwärmprogramm nachgefahren werden können, ist ebenfalls mehr als bloß ein schlaues Feature.
Fazit
Wahoo ELEMNT Roam | |
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Modelljahr: | 2019 |
Testdauer: | 2 Monate |
Preis: | € 349,- |
+ | Lange Akkulaufzeit |
+ | Gute Ablesbarkeit des Displays |
+ | Schnelle Umrechnung bei " Verfahrern" |
+ | Die Exit-Strategien dank Route Nach Hause, zurück zum Start usw. |
+ | Einfaches Setup |
+ | Unkomplizierte Strecken-Einpflegung |
+ | Tasten |
o | Weiche Aero-Halterung (Vorserie) vibriert stark |
- | kleine Navi-Bugs (Entfernungsangaben, Signalverlust in schwierigem Gelände ...) |
BB-Urteil: | Narrensichers Setup mit smarten Features - Exit all Areas |
Unterm Strich ist Wahoo mit dem ELEMNT Roam, dem größten Vertreter der ELEMNT Serie, ein großer Wurf gelungen. Setup und Bedienung sowie Interaktion mit dem Smartphone sind intuitiv und bedürfen keiner langen Beschäftigung. Das Display ist unter allen Bedingungen gut ablesbar und die sparsam gesetzten Farbakzente am Display sorgen für gute Übersicht in den Karten und Menüfeldern (so werden etwa Hauptstraßen und Gewässer, aber auch Leistungswerte farblich abgehoben). Die lange Akkulaufzeit ermöglicht eine sorgenfreie Fahrt, die Navigation ist - mit kleinen Bugs - sehr präzise und Features wie Route zum Start der Tour oder die Navigation nach Hause direkt am Gerät erweitern das Einsatzgebiet.
Wahoo ist ständig bemüht, die Software zu verbessern, was sich auch bereits während der Testphase mehr als einmal bezahlt gemacht hat. Wir sind zuversichtlich, dass auch die oben beschriebenen Bugs in naher Zukunft noch verschwinden werden.
Die weiche Aero-Halterung unseres Testmusters soll in Serie bereits durch ein stabileres Pendant ersetzt worden sein. Zum Preis von 349 Euro bietet Wahoo eine intuitive Alternative zu Garmin, Einbindung diverser Apps wie Strava, Komoot und Trainingspeaks inklusive.
Features, die |
Setup, das |
Strecken und Trainings |
In der Hand und unterwegs |
Fazit |
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