Zum Inhalt springen

raceface

Members
  • Gesamte Inhalte

    47
  • Benutzer seit

Beiträge von raceface

  1. Hi Kapi

     

    Super Bericht, werde in Kürze auch ein paar gewonnene (erfahrene) Weisheiten posten!

    Gratuliere zu deinem ausführlichen Bild und Wort-Eindrücken die du uns vermittelst!

     

    Jetzt Ich!

     

    Ich habe einen Traum…

     

    … ob Alptraum oder Wunschtraum wusste ich nicht genau! Aber um diese gewisse Frage auslöschen zu können, musste ich mich einmal überwinden und beim Ötztaler an den Start gehen.

     

    Gründe nicht dabei zu sein:

    Die Erfahrung, die mein Freund Christoph „Kapi“ 2013 erleben durfte.

    Er ging bei widrigsten Witterungsbedingungen an den Start und ich verfolgte gebannt den Ötztaler-Radmarathon am Computer zuhause (im warmen Wohnzimmer) und wollte bei Gott nicht mit ihm tauschen. Ich habe (glaube ich) mehr unter seiner erzielten Zeit von 10h und 7 Sekunden gelitten, als er selbst. Ich hatte heuer mehr Glück, aber dazu später mehr.

     

    Gründe dabei zu sein:

    .) Beweisen, dass man noch nicht zum alten Eisen gehört

    .) Die Erfahrung der letzten 20 Jahre zu nutzen um nicht auf dem Weg zu verhungern

    .) Eine „must have“ Liste von 12 Punkten die ein Radsportler erlebt haben muss

    .) und dann noch der Wink von Oben, weil…

     

    … mir eine tolle Laufradgarnitur (MAVIC Cosmic Carbon Ultimate) durch Zufall in die Hände gefallen ist. willhaben.at, bla bla bla… und ich mir dachte, dass wäre das ideale Material für den Ötztaler.

     

    … ich mit einer Anmeldung einen Startplatz bei der Auslosung zugeteilt wurde.
(ich gebe zu, in der letzten Woche habe ich überlegt, ob ich nicht Bruder, Schwager, Freunde und Bekannte anmelden soll, um sicher einen Startplatz zu bekommen. Nein, ich vertraute auf Oben und blieb bei einer Anmeldung und es kam wie es kommen sollte, ich bekam einen Startplatz - mit einer Anmeldung!!!)

     

    … ich einige Kilos abnehmen wollte, um besser über die Berge zu kommen.
(Einige Gramm hätte ich sicher geschafft, aber es kam wie es kommen musste - ich wurde krank und verlor in einer Woche 8 Kilo Körpergewicht - mehr als ich durch die beste Diät loswerden konnte. Leider musste ich noch einige Tage anschließend Antibiotikum nehmen und durfte nicht trainieren. Die Zeit lief mir davon, aber ich machte das Beste daraus. Stieg wieder ins Training ein, steigerte meine Form kontinuierlich, fürchte mich aber davor, dass es nicht lange mit der Form bergauf gehen würde und es einen Einbruch geben wird, aber der blieb „Gott sein Dank“ aus.

     

    … meine Frau gerne in Tirol urlaubt
Und ich jeden Kurzurlaub dafür nutzte, mir den einen oder anderen Berg des Ötztalers mit dem Rennrad anzuschauen. Brav wie ich bin, postete ich meine Ausfahrten immer auf STRAVA und mein Freund Kapi analysiert meine Ausfahrten besser als ich selbst. Es stellte fest, dass die Zeiten die im Training fahre, für eine Zeit um die 9 Stunden reichen müssten. (Ich kann es heute noch nicht glauben!)

     

    … ich einen Optimismus habe, der seines Gleichen sucht!
Meine Umfeld wollte mir weis machen, dass es wieder so ein besch….. Wetter wie 2013 geben wird. (Laut Wetterbericht wäre es ja so gewesen, aber 1. kommt es anders, 2. als man denkt)
Und ich sollte recht behalten. Wetter war ideal für den Ötztaler. Dass es ab 15:00 Uhr ins schütten begann, machte mir wenig aus. Regen am Start wäre schlimmer gewesen!

     

    Nun zum Rennern:

     

    Sich um 5:00 Uhr zum Start zu begeben ist zwar hart aber nützlich.

    Dank meiner Frau konnte ich nochmals ins Hotel zurückgehen und gemütlich frühstücken, da sie auf unsere Räder aufpasste. 


     

    Den Schilderungen von Kapi ist nicht viel hinzuzufügen, darum halte ich mich sehr kurz.



     

    Die Abfahrt nach Ötz war für mich der schwierigste Teil des Ötztaler.

    Ich machte mir Sorgen, in einen Sturz verwickelt zu werden, darum gab es bei mir nur eins: die Flucht nach vorne.

    Gemeinsam mit Kapi machten wir schnell den Abstand zu Spitze wett und wir erreichten untern den Top 15 den ersten

    Anstieg zum Kühtai.

     

    Ich musste mir immer wieder die Hinweise der einheimischen „Radsportexperten“ in Erinnerung rufen und mich zügeln.

    Diese gaben mir den Tip: bis Sterzing rollt man mit, dann beginnt der Ötztaler erst richtig.

    Ich muss meinen Puls kontrollieren! Maximal 165 BPM war mein Zielbereich, den ich strickt einhielt. Meine Verwunderung war groß, dass ich trotzdem viele Minuten unter meiner Marschtabelle für 10 Stunden Fahrzeit blieb.

    Die Auffahrt nach Kühtai war weniger schlimm, als es das Höhenprofil prophezeite, oder war ich an diesen Tag wirklich besser in Form, als ich es mir selber zutraute?

     

    Die Abfahrt nach Kematen - Innsbruck ist der pure Wahnsinn! 


    Weidergitter, Kühe, Pferde, schnelle Abfahrten, Kurven, aber es macht Spaß, viel Spaß!!!

     

    Der Brenner:

    Ein Berg, der kein Berg ist, er ist viel mehr (für mich) das Tor zum Süden!


    Ich fuhr den Brenner meist im Alleingang, weil ich noch auf meinen Puls achten musste. Der Anstieg ist nur zum Schluss hin etwas steiler, aber dafür gibt es als Belohnung eine 200m lange Verpflegungszone die keinen Wunsch offen lässt. Kurz eine Flasche Wasser aufgefüllt und es geht in Richtung Sterzing, zum Beginn des „Rennens“.

     

    Der Jaufenpass:

    Ich kenne viel Berge, aber der Jaufen ist für mich einer der schönsten Bergstraßen Europas. So gleichmäßig steil und landschaftlich schön wie sich der Jaufenpaß präsentiert ist selten ein Berg. Ich steigerte kontinuierlich mein Tempo und fuhr weitere Minuten auf meinen Marschplan ein. Ein kurzer Stopp für einen Schluck Cola und eine Flasche Wasser kosteten wenige Sekunden, aber mit vollen Flaschen in die Abfahrt zu gehen war ein beruhigendes Gefühl.

     

    Wie Kapi es beschrieben hat, die Kurven hinab nach St. Leonhard sind eine richtige Kurven-Orgie!

    Schade dass es in unseren Breiten keine solchen Auf- und Abfahrten mit dieser Länge gibt.



     

    In St. Leonhard angekommen, stellte ich mich auf einen 2 1/2 Stunden langen Leidensweg ein.

    Komischerweise, fühlte ich mich immer noch total motiviert und frisch.

    Ich blickte erstmals auf den Radcomputer und freute mich, dass ich bald den 200er voll machen werde und keine, absolut keine Beschwerden hatte. Es lag sicher daran, dass ich meinen Marschplan strickt eingehalten habe und je Berg mindestens 2 Powergel gegessen und pro Abfahrt eine Powerbar zu mir genommen habe.

    Mehr brauchte ich nicht, mehr hatte ich auch nicht.

    Bei der ersten Trinkstation am TJ nahm ich eine RedBull Dose auf und verstaute sie in meinem Trikot - für den Fall, das der Mann mit dem Hammer kam. Geöffnet habe ich sie erst, nach dem 1. Tunnel Richtung Staatsgrenze.

    Diese Aktion ärgert mich heute noch, denn ich hätte diese Dose ja auch bei der letzen Labentation aufnehmen können, dann hätte ich sie nicht das ganze Timmelsjoch hinaus mitnehmen zu brauchen.

     

    Geschafft, dachte mir, Belohnung Red Bull und jetzt fliege ich ins Ziel!

    Etsch, Irrtum!

    Der liebe Gott öffnete die Schleusen und wusch zu Feier des Tages die Straße.

    
Nach den ersten „vergeblichen“ Bremsversuchen zu Anfahrt Kehre Eins war mein Enthusiasmus gleich wieder am Boden(ich fuhr wie auf Glatteis, blockierende Räder hinten und vorne).

    Lieber gesund als abgeschunden ins Ziel zu kommen war die Devise!

     

    MP92.jpg

    Trotz einsetzenden Regens erreichte ich bei der Abfahrt 92,5 km/h amtlich bestätigt/fotografiert.

    So bin ich, ab 100 km/h wäre es ja eine Verkehrsübertretung gewesen;-)

     

    Bei der Mautstelle kam wieder ein Zeichen von Oben.

    Das offizielle Rennleiterauto mit der Zeitanzeige signalisierte mir, dass ich noch knapp 18 Minuten bis ins Ziel hätte um unter 9 Stunden zu bleiben. Jetzt setzte wieder das Hirn aus und die Kampfmaschine holte zum letzten Angriff aus.

    Die letzten Flachstücke und den letzten Anstieg fuhr ich wie in Trance. Ich spürte keinen Regen, keine Schmerzen keinen Hunger und keinen Durst. Ich wollte nur eines, unter neun Stunden bleiben.

    Ortsdurchfahrt Sölden war wie ein Sprint, wo es um Platz ein oder zwei gehen würden.

    Gemeinsam mit einem Deutschen fuhr ich um die letzte Kurve, ein starker Tritt in die Pedal und ich habe es geschafft.

    8:59:18,4 war die Nettozeit!

    Eine Schallmauer war für mich durchbrochen, das Glück war auf meiner Seite: Unter 9 Stunden!!!

    MP1.jpg

    Ich dachte mir zuerst, dass die Pläne von Kapi - unter 9 Stunden - fahren zu wollen utopisch seinen.

    Eine Stunde zum Vorjahr aufzuholen sei unmöglich, jetzt bin ich selber - beim ersten Antreten - so eine tolle Zeit gefahren.

    Genial!

    Dabei beschleicht mich ein dumpfes Gefühl, den Ötztaler vielleicht verbremst zu haben.

    Aber hätte ich die ersten Berge zu schnell angegangen, wäre ich vielleicht bei den letzen Bergen eingegangen.…

    Das ist eine Frage die ich vielleicht nie beantworten werde können, denn so ein herrliches Ergebnis werde ich so schnell nicht wieder einfahren können oder wollen.

    Das Projekt Ötztaler RMT hat für mich perfekt geendet, obwohl ich einige Hürden nehmen musste, die mich mir lieber erspart hätte.

     

    Sei es wie es sei, ich bin dankbar dafür, dass alles so gekommen ist wie es gekommen ist.


    Ich möchte dieses Erlebnis zwei lieben Menschen widmen, die ich in der kürzeren Vergangenheit betrauern musste.

     

     

     

    sportograf-53754377_lowres.jpg

    sportograf-53700740.jpg

×
×
  • Neu erstellen...