
Cannondale SuperSix Evo 2016
07.07.15 19:12 53.2052015-07-07T19:12:00+00:00Text: NoPainFotos: AleDiLullo, Erwin HaidenThe Balance of Power: Die Amerikaner haben ihr erfolgreiches Racebike in vielen Details überarbeitet, um die perfekte Balance aller relevanten Leistungsparameter herzustellen.07.07.15 19:12 53.2132015-07-07T19:12:00+00:00Cannondale SuperSix Evo 2016
07.07.15 19:12 53.2132015-07-07T19:12:00+00:0048 Kommentare NoPain AleDiLullo, Erwin HaidenThe Balance of Power: Die Amerikaner haben ihr erfolgreiches Racebike in vielen Details überarbeitet, um die perfekte Balance aller relevanten Leistungsparameter herzustellen.07.07.15 19:12 53.2132015-07-07T19:12:00+00:00Ausgangsbasis der neuesten Carbon-Rennrad-Evolution war das klassische SuperSix Evo Hi-Mod, eines der erfolgreichsten Rennräder der letzten Jahre, das mit Grand-Tour-Etappensiegen, Entscheidungen am Berg, in Abfahrten und im Sprint und ebenso zahlreichen Awards große Beliebtheit erlangte. Schon zu Beginn der Planungsphase war dem Entwicklerteam, allen voran Global Product Marketing Director Murray Washburn, schnell klar, dass es nicht leicht werden würde, ein so gutes Rad noch besser zu machen.
Nachdem die Entscheidung gegen zwei unterschiedliche Modelle (Aerobike vs. Leichtbaurenner) und erneut für einen perfekten Allrounder fiel, begann man, jedes einzelne Detail und jeden wichtigen Parameter wie Steifigkeit, Handling, Gewicht, Federung und Aerodynamik zu hinterfragen. Schlussendlich definierte Cannondale als Entwicklungsziel, die beste (stiffest, lightest, smoothest, aeroest) Balance aller Parameter miteinander in einem Modell zu vereinen. Der Slogan "The Balance Of Power" war geboren.
In der Balance liegt die Effizienz. In der Balance liegt die Leistung. In der Balance liegt die Kraft.
Murray Washburn, Global Product Marketing DirectorSteifigkeit – explosivere Kraftentfaltung, besseres Handling unter Last
Cannondales patentierte, hochfeste, hochsteife BallisTec Carbon-Konstruktion wurde mit zusätzlichen Hi- und UltraHi-Mod Fasern und in ihrem Layup überarbeitet und bietet neben erhöhter Steifigkeit auch nochmals verbesserte Fahreigenschaften.
Der Rahmen besitzt nun ein etwas breiteres Tretlagergehäuse (den neuen BB30a Standard mit 73 mm Breite, welcher mit dem Synapse eingeführt wurde) und überdimensionierte, asymmetrische Kettenstreben mit linear abnehmender vertikaler Steifigkeit für gleichbleibenden Komfort. Dank des breiten Tretlagers können nun auch das Sitz- und Unterrohr breiter angelenkt werden, wobei all diese Änderungen keinerlei Einfluss auf den schmalen Q-Faktor und den Bewegungsfreiraum der Kurbelarme hatten. An der Front soll das modifizierte Steuerrohr gemeinsam mit der brandneuen Vollcarbon-Gabel präzises Handling samt bester Kontrolle garantieren.
Vergleich zum HM-Vorgänger | |
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+ | 11% Steifigkeit Tretlager (63 N/mm) |
+ | 12% Steifigkeit Steuerrohr (103 N/deg) |
Zur Sicherstellung gleich guter Fahreigenschaften besitzen alle 8 Rahmengrößen (XS bis XXXL) Cannondales "size-specific construction", bei der nicht nur das vordere Dreieck, sondern auch das hintere Rahmendreieck größenspezifisch optimiert wurde. Ein aufwendiger Tube-to-Tube Prozess und zahlreiche Fertigungs-Molds ermöglichen den Einsatz von verschieden langen Sitz- und Kettenstreben, was neben besserem Handling auch Material und Gewicht spart. Im Zuge der Verbesserungen wurden auch Stack und Reach linear über alle 8 Größen angepasst. Die bewährten Sitz- und Steuerwinkel sowie der Gabel-Nachlauf blieben unverändert.
Alle Modelle sind mit elektronischen und mechanischen Schaltungen kompatibel. Die externen Zuganschläge an der Unterseite des Unterrohrs sind abnehmbar, der Shimano Akku passt in die Sattelstütze und die spezielle Batteriebefestigung wird mit allen Modellen mitgeliefert. Warum die mechanischen Züge nach wie vor außen geführt werden, erklärt Cannondale mit besserer Schaltperformance, einfacherer Wartbarkeit und einem akzeptablen Nachteil von ca. 1 Watt im Vergleich zu innenliegenden Zügen (gemessen im Windkanal).
Geschmeidigkeit – mehr Komfort, Kurvenhalt und besseres Handling
Mit "Speed Save" bezeichnet Cannondale sein Komfortkonzept, bei dem die hohe Steifigkeit des Rahmens am hinteren Rahmendreieck und der Gabel (Zone 1, blau gekennzeichnet am Foto rechts) bzw. am Sitzrohr und der Sattelstütze (Zone 2, grün gekennzeichnet) per Mikrofederung geschmeidig entschärft werden soll.
So hält der vertikale Flex des hinteren Rahmendreiecks und der Gabel die Reifen stets am Boden, während das Sitzrohr und die neue SAVE-Sattelstütze (25,4 mm im Durchmesser, leichte 180 g) den Fahrer vor Erschütterungen und Stößen schützt. Neben abgeflachten Kettenstreben und neu geformten Sitzstreben wurden Rahmen und Gabel für bis zu 28 mm breite Reifen optimiert. Der Drop des Tretlagers wurde auf die größeren Reifendimensionen abgestimmt und um 3,5 mm gesenkt - denn breite Reifen rollen nicht nur besser, sondern erlauben auch höhere Kurvengeschwindigkeiten. Alle SuperSix Evos laufen mit 25 mm breiten Reifen vom Band.
Vergleich zum HM-Vorgänger | |
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+ | 15% vertikaler Rahmen-Flex (142N/mm) |
+ | 21% Gabel-Nachgiebigkeit (63 N/mm) |
+ | 36% Komfort vs. Standard-Sattelstütze |
Gänzlich neu ist auch die Evo Speed Save Gabel aus Vollcarbon im „True One-Piece Design“. Ihr überarbeitetes Layup, der in-molded Gabelkonus sowie in-molded Ausfallenden sorgen für bessere Nachgiebigkeit, eine optimale Abstimmung mit dem hinteren Rahmendreieck und sparen 30 Gramm im Vergleich zum Vorgänger.
Aerodynamik - weniger Luftwiderstand, effizienter und schneller im Wind
Abgeschnittene Rohrprofile (TAP, Truncated Aero Profile) verbessern die Aerodynamik und sollen die Fahreigenschaften vom Evo nicht negativ beeinflussen. Cannondale spricht von einer guten Balance zwischen dem Aero-Vorteil und den Einbußen bei Gewicht und Steifigkeit.
Nebenbei wurde auch die Flaschenhalterbefestigung zur Optimierung des Airflows überarbeitet; die hintere Flasche sitzt nun deutlich tiefer, was laut Messungen rund 1,5 Watt (15 Gramms Drag) einsparen soll.
Insgesamt verspricht Cannondale eine Reduzierung von 60 Gramm Drag im Vergleich zum Vorgänger - umgerechnet 6 Watt bei einer Geschwindigkeit von 40 km/h.
Leichtgewicht – schneller am Berg
Obwohl die technischen Maßnahmen zur Erhöhung der Steifigkeit und Aerodynamik den Rahmensatz eigentlich schwerer machen sollten, konnte das Systemgewicht (Rahmen 777 g, Gabel 280 g, Sattelstütze 180 g, Steuerlager 66 g) um 67 Gramm gegenüber des alten Hi-Mod-Rahmens gesenkt werden. Laut Cannondale liegt das Evo damit um 9 Gramm unter TREKs Emonda SLR 10 und um 350 Gramm unter dem neuen Specialized Tarmac.
Hauptbestandteil der System Integration sind die proprietären HollowGram SiSl2 Kurbeln: ultraleicht, aus zwei Hälften zusammengeklebt, optimal designt ohne Materialüberschuss zählt sie zu den steifsten und leichtesten Kurbeln, inkl. OPI (One Piece Integration) Spiderring SL mit besten Schalteigenschaften. Alle Evo-Modelle sind mit der Hollowgram SiSl2 bzw. der etwas günstigeren Si ausgestattet.
Ausstattung und Geometrie
SuperSix Evo Lineup 2016
Close-Ups
Geometrie
On the road
Als ehemaliger Besitzer mehrerer SuperSix HiMods (SuperSix, Evo Di2 und Evo Black) hatte ich größtes Interesse an einer ausgiebigen Probefahrt. Glücklicherweise standen Agenda, Wetter und Fitness auf "Ride" und wir durften es im Tiroler Bergland viele Stunden lang so richtig krachen lassen.
Mein erster Eindruck: "Evolution statt Revolution". Trotz aller Verbesserungen am Papier und im Windtunnel blieben die Entwickler ihren Vorsätzen treu und betrieben beim Design der Rohrformen lediglich Feintuning. Anstatt massivere, schwerere Aero-Profile und futuristische Gabelscheiden zu konstruieren, beschränkte man sich auf die dezente Verringerung der Stirnfläche, um das gewohnt klassische Gesamtbild im Großen und Ganzen beizubehalten.
Mein zweiter Eindruck: "Smoooooth!" Kein anderes Rennrad liegt besser auf der Straße - das war beim Vorgänger schon so und ist es auch geblieben. Besonders gut gefielen mir die neue Satteltstütze, die bei groben Schlägen wirklich spürbar dämpft, die komfortable Gabel und die neuen Mavic Ksyrium Pro Carbon SL T mit den griffigen 25 mm breiten Mavic-Reifen (by Hutchinson).
Über das Thema Steifigkeit bräuchte man eigentlich kein Wort zu verlieren. Das alte Hi-Mod war schon mehr als ausreichend steif, das neue kann es sogar noch besser. Trotz der schlanken Gabel liegt das Cockpit mit FSA K-Force Carbon Compact-Lenker bocksteif in der Hand, und das supermassive Tretlager erinnert in Sachen Vortrieb an die Beatbox des früheren Nicht-Evos. Das eigentliche Wunder liegt aber in der "Balance" - trotz der hohen Steifigkeit wird man niemals durchgeprügelt; selbst hochfrequente Vibrationen stecken Rahmen und Cockpit mit Leichtigkeit weg. So gleitet man die meiste Zeit wie auf Wolken, sehen wir von dem billigen und etwas unbequemen Fizik Arione R3 einmal ab.
Smoooooooth...
Viel mehr kann ich nach ein paar Stunden nicht über das Rad sagen. Der erste Eindruck war durchwegs positiv, die Einstellungen gingen schnell, es gab kein Knacken oder Knarzen und ich fühlte mich auf meinem 54er Rahmen sofort wie zu Hause. Den kürzeren Reach von 1 mm spürte ich nicht, bergauf kämpfte ich trotz des niedrigen Gewichts mit meiner VO2max, bergab fuhr die Maschine wie auf Schienen.
Ich hoffe, dass wir bald einen Langzeittester mit Di2 erhalten, denn außenliegende Züge gehen bei einem High-End-Bike - trotz aller praktischen Vorteile - in der heutigen Zeit gar nicht.
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