
Rose X-Lite Six
20.07.18 11:40 52.6122018-07-20T11:40:00+00:00Text: Hannes L.Fotos: Erwin HaidenWindschlüpfriger Allrounder sucht rennorientierten Sparefroh mit hohen Ansprüchen und Lust am individuellen Konfigurieren. Für mehr Informationen klicke auf den folgenden Testbericht ...20.07.18 11:40 52.9802018-07-20T11:40:00+00:00Rose X-Lite Six
20.07.18 11:40 52.9802018-07-20T11:40:00+00:0042 Kommentare Hannes L. Erwin HaidenWindschlüpfriger Allrounder sucht rennorientierten Sparefroh mit hohen Ansprüchen und Lust am individuellen Konfigurieren. Für mehr Informationen klicke auf den folgenden Testbericht ...20.07.18 11:40 52.9802018-07-20T11:40:00+00:00Eines gleich vorweg: Ja, ihr seht tatsächlich richtig. Es gibt noch Rennräder mit altmodischen Felgenbremsen.
Für diesen Test habe ich mich bewusst für die alte Technik entschieden, aber nicht aufgrund irgendwelcher persönlichen Vorlieben oder Vorurteile, sondern weil anfangs des Jahres Rennräder mit Disc nicht zu Amateurrennen zugelassen waren. Diese Regelung ist seit Anfang Juli Geschichte und jeder/jede RacerIn kann selbst entscheiden, mit welchem Bremssystem er/sie unterwegs sein will.
Als bekennender Fan von Discs habe ich nun ein Rad mit Felgenbremsen. Ob und wie zufrieden ich damit bin, erfahrt ihr in diesem Test. Aber alles der Reihe nach.
Ein race-orientiertes Rennrad für alle Facetten des Radsports
Was Rose zum Thema X-Lite Six verspricht ... #oneforspeedTechnik
Mit den zu Jahresbeginn vorgestellten Rennradmodellen X-Lite Four und Six ist Rose ein großer Wurf gelungen. Nicht nur optisch, sondern auch technisch haben die neuen Modelle einiges zu bieten.
Das in Deutschland konstruierte, rennorientierte Rahmenset zeichnet sich neben absoluten Weltklasse-Leistungswerten – wie beispielsweise einem Rahmengewicht ab 760 Gramm in Kombination mit 65 N/mm Tretlager- und 100 N/mm Steuerrohr-Steifigkeit – durch seine minimalistische Formensprache, den hohen Stylefaktor, das neue „Rose“-Logo sowie zahlreiche kompromisslose Detaillösungen aus.
Aerodynamik
Musste man sich in der Vergangenheit noch zwischen Aero-Rennrad und Allrounder entscheiden, erfüllen die neuen X-Lite Modelle 4 und 6 beide Anforderungen. Dank des per CFD und im GST-Windkanal strömungsoptimierten Rahmen erreicht das X-Lite nahezu die Aerodynamikwerte der reinen Aero-Rennräder.
In Zahlen gesprochen, konnten gegenüber dem Vorgänger X-Lite Team 11 Watt eingespart werden. So kommt das neue X-Lite mit 63,5 Watt sehr nahe an den nach wie vor angebotenen Aero-Racer X-Lite CW mit 60,4 Watt heran - ohne Kompromiss bei Handling, Steifigkeit und Komfort.
Gewicht
Dass aerodynamische Rennräder (mit Scheibenbremsen) nicht zwingend schwere Hobel sein müssen, beweist Rose eindrucksvoll mit dem X-Lite in beiden Carbonqualitäten. So wird der Rahmen des X-Lite 6 aus hochwertigem T40/60 UHM/HT Carbon in Monocoque-One-Piece-Technik gefertigt und bringt in der Felgenbrems-Variante 760 Gramm (+ Gabel 325 g) in Größe 57 bzw. in der Scheibenbrems-Variante 790 Gramm (+ Gabel 365 g) in Größe 55 auf die Waage.
Aber auch die günstigeren X-Lite 4 Modelle, die aus dem schwereren T30/40 Carbon hergestellt sind, wiegen im Schnitt nur 100 Gramm mehr.
Steifigkeit ohne Kompromisse
Ein spezielles Carbon-Layup für jede einzelne Rahmengröße in beiden Carbon-Qualitäten erzeugt identische Steifigkeiten für Tretlager und Lenkkopf. In anderen Worten: Man versuchte, die hohen Steifigkeitswerte auf alle sechs Rahmengrößen zu übertragen, um optimale Kraftübertragung und perfektes Handling für jeden Fahrertypen zu gewährleisten.
Handling und Komfort
Die hohen Komfortwerte verdanken beide Modelle ihrer moderaten Sloping-Geometrie in Kombination mit der gut flexenden Carbon-Sattelstütze samt integrierter Sattelrohrklemme und der herausragend dämpfenden Vollcarbongabel.
Trotz weiterer Verbesserungen sowie einer neuen Kevlareinlage im Schaft bringt die einteilig gefertigte Gabel nur 10 g mehr auf die Waage und übertrifft sogar die mit Bestnoten dekorierte High-Performance-Gabel des Vorgängers.
Tief ansetzende Sitzstreben, eine maximale Reifenbreite von 30 mm beim Disc-, bzw. 28 mm beim Standard-Modell und die Möglichkeit, Sattel, Vorbau, Lenker und Lenkerband individuell zu konfigurieren, runden die Komfort-Features ab.
Geometrie
50 cm | 53 cm | 55 cm | 57 cm | 59 cm | 62 cm | |
Sitzrohrlänge (mm) | 430 | 460 | 480 | 500 | 525 | 560 |
Oberrohrlänge (mm) | 517 | 535 | 550 | 563 | 577 | 597 |
Steuerrohrwinkel (mm) | 71,0° | 72,0° | 72,75° | 73,5° | 73,5° | 73,75° |
Sitzrohrwinkel (mm) | 74,5° | 74,0° | 73,5° | 73,5° | 73,5° | 73,5° |
Radstand (mm) | 973 | 977 | 981 | 987 | 1000 | 1018 |
Vorderbau (mm) | 578 | 582 | 586 | 592 | 605 | 623 |
Kettenstrebenlänge (mm) | 405 | 405 | 405 | 405 | 405 | 410 |
Steuerrohrlänge (mm) | 125 | 140 | 155 | 170 | 190 | 210 |
Stack (mm) | 520 | 538 | 555 | 572 | 591 | 611 |
Reach (mm) | 373 | 380 | 386 | 394 | 402 | 416 |
Die recht sportlich ausfallende Geometrie ist bei beiden Modellen 4 und 6 absolut ident und unterscheidet sich nur in den geringfügig längeren Kettenstreben der Disc-Varianten. Die Tabellen oberhalb offenbaren das X-Lite als echten Racer mit niedrigem Steuerrohr, langem Oberrohr, großer Überhöhung und einem ambitionierten, allerdings keineswegs übertriebenen Reach.
Alle Preisbeispiele sind nur als Richtwerte zu sehen, denn auch beim neuen X-Lite wird jedes Rad speziell für den Kunden nach dessen individueller Vorstellung aufgebaut. Per Online-Konfigurator kann der Kunde von zu Hause aus die Ausstattung seines Rades frei wählen und eine Vorschau seines Traumbikes am Bildschirm erstellen. Zusätzlich soll eine hohe Beratungsqualität per eMail- und Telefon-Support oder mittels persönlichem Gespräch in den Biketowns sichergestellt werden.
Nach Abschluss des Vertrags wird das Custom-Bike ohne zusätzliche Kosten für Komponententausch oder Arbeitsaufwand exakt von Hand aufgebaut und entweder per Spedition verschickt oder zur Abholung in der Biketown bereitgestellt.
Das Finden des richtigen Setups
Eines vorweg: Jeder Mensch ist unterschiedlich gebaut. Lange Beine - kurzer Oberkörper, kurze Beine - langer Oberkörper oder Tentakel wie Froome … Eine allgemeingültige Aussage kann daher kaum getroffen werden, deshalb empfiehlt es sich immer, ein Bikefitting im Vorfeld gemacht zu haben um die richtige Rahmenhöhe und Vorbaulänge wählen zu können.
Anhand meiner persönlichen Daten möchte ich den Weg zur richtigen Konfiguration zeigen.
Mit 181 cm Körpergröße und einer Schrittlänge von 86 cm würde ich mich als Durchschnitt sehen und stehe dennoch oft zwischen zwei Rahmengrößen – in diesem Fall 55er oder 57er. Jahrelang nahm ich mir ein Beispiel an den Profis und griff immer zum kleineren Rahmen.
Allerdings wurden die Geometrien moderner Rennräder immer aggressiver und auch die Rennradreifen immer breiter. Kurz mal an der roten Ampel in den Pedalen zu bleiben, ist mir deshalb fast unmöglich, weil der Schuh immer am Vorderrad aneckt. Das hat mich zuletzt zunehmend genervt. Diesmal habe ich mich also bewusst für den größeren Rahmen entschieden, was übrigens auch die Empfehlung von Rose war.
Nach einem Blick auf die Geometrie und dank Bikefitting und viel Erfahrung hatte ich schnell gefunden, was ich brauche. Um modern aerodynamisch am Rad zu sitzen, nahm ich den Ritchey Vorbau in 130 mm und den WCS Streem Lenker in 400 mm Breite, denn schmal ist schnell.
Der in meinen Augen veraltete, standardmäßig verbaute Mavic R-SYS SLR Laufradsatz wurde ohne Zögern in den modernen DT-Swiss ARC 1100 48 Carbon getauscht. Als Bereifung wählte ich den Conti GP4000 in 23 mm am Vorderrad und 25 mm am Hinterrad (keine gute Entscheidung, wie sich herausstellen sollte - dazu später mehr).
Das preisbewusste Paket wurde durch die Ultegra Di2 mit Semikompaktkurbel und 11-30 Kassette und dem Rose CF29 Carbon Flaschenhalter abgerundet.
ANMERKUNG
Seit ein paar Wochen ist die neue Homepage von Rose online. Diese macht die Konfiguration noch einfacher und intuitiver. Dinge wie z.B. Vorbaulänge oder Lenkerbreite können nun sofort bei der Konfiguration des Vorbau/Lenkers vorgenommen werden, und nicht wie früher erst zum Abschluss der Bestellung, wo es leicht übersehen werden konnte.
Bei aller Begeisterung über die Konfigurationsmöglichkeiten: Die größte Überraschung kam zum Schluss. Gerade mal € 4.751,27 inkl. Versand sind für ein Bike meiner Konfiguration zu berappen. Ich habe bei der Auswahl der Anbauteile zwar nicht in die Vollen gegriffen – Zipp 454NSW und Dura Ace Di2 hätten mein Herz noch höher schlagen lassen. Aber als Ergebnis stand schließlich ein topaktuelles Rad zu einem fast unschlagbaren Preis und exakt auf meine Bedürfnisse angepasst, vor meiner Tür.
Rose X-Lite Six
Rahmen | Carbon T40/60 HT/HM | Reifen | Continental GP4000S II 700 x 23 C/25 C |
Größen | 50, 53, 55, 57, 59, 62 cm | Kurbel | Shimano Ultegra Di2 52/36 Z |
Gabel | High Performance, Tapered, Vollcarbon | Kassette | Shimano Ultegra Di2 11-30 Z |
Vorbau | Ritchey WCS C220, 130 mm | Schaltwerk | Shimano Ultegra Di2 |
Lenker | Ritchey WCS Streem, 400 mm | Schalt-/Bremshebel | Shimano Ultegra Di2 |
Lenkerband | Fizik Microtex | Bremsen | Shimano Ultegra |
Sattelstütze | Ritchey Superlogic Link 15 Flexlogic Carbon | Umwerfer | Shimano Ultegra Di2 |
Sattel | Selle Italia SLR Lite Flow mit TI316 Rail | Gewicht (o.P.) | 6,91 kg (mit P2m Rotor 3D und Prologo-Sattel, Gr. 57 cm) |
Laufräder | DT Swiss ARC 1100 48 Carbon | Preis | € 4.751,27 |
Out of the Box & Hit the Road
Gleich auf den ersten Blick fällt die perfekte Verarbeitung des X-Lite auf: Gelungene mattschwarze Lackierung mit glänzenden Details an Gabelinnenseite und Kettenstreben, dezenterem Rose Schriftzug und kleinen Details, die erst beim dritten Blick ins Auge springen. Man merkt schnell, dass hier sehr viel Wert auf die Liebe zum Detail gelegt wird.
Bei schräg einfallendem Licht ist die fesche Carbonstruktur gut zu erkennen.
In meiner Konfiguration bringt das Rose 6,9 kg auf die Waage - ohne Pedale, allerdings schon mit eigenem Power2max Rotor 3D und Prologo Sattel. Das sind um 500 Gramm mehr als auf der Homepage angegeben. Allerdings ergibt sich ein Großteil dieser Gewichtsdifferenz durch - nanonanet - meine individuelle Konfiguration.
Die erste Ausfahrt bestätigte, dass ich mit der Wahl der Rahmengröße goldrichtig lag: endlich genug „Beinfreiheit“! Seit Jahren das erste Mal, dass ich an einer roten Ampel im Pedal bleiben konnte. Die Position ist sportlich gestreckt, aber komfortabel. Trotz des größeren Stacks des 57er-Rahmens komme ich auf eine Überhöhung von 10 cm.
Die renntaugliche Geometrie macht das X-Lite sehr agil, dennoch laufruhig und gibt viel Feedback vom Untergrund. Während das Heck sehr komfortabel ausfällt, sind Unebenheiten oder Schläge am Lenker sehr deutlich zu spüren. Mag sein, dass dies an den Ritchey Komponenten liegt, welche nicht unbedingt für ihren Komfort bekannt sind; ich hätte mir jedenfalls weniger Rüttelei gewünscht.
Das X-Lite klettert dank seiner Agilität sehr gut und lässt sich bergab wie eine Rasierklinge präzise durch Kurven steuern. Fast könnte man dem Geschwindigkeitsrausch verfallen.
Weniger perfekt war allerdings, wie vorhin bereits angedeutet, meine Reifenwahl. Zwar kann ich nur Gutes über das Fahrverhalten der GP4000 berichten. Wie es der Zufall allerdings wollte, hatte ich gleich bei meiner zweiten Ausfahrt einen Patschen. Normal keine Hexerei, defekter Schlauch raus, neuer rein, fertig. Doch während der Reifen noch mit etwas Gewalt von der Felge zu bekommen war, war er trotz gröbster Gewalt nicht mehr auf die Felge zu bekommen.
45 Minuten, zwei gebrochene Felgenheber und Blutblasen auf beiden Daumen später konnte mich nur mehr ein Anruf retten. Die Spuren dieses Kampfes waren selbst drei Wochen später beim Fotografieren des Rades im Studio noch sichtbar.
EXPERTENTIPP ZUR REIFENWAHL
Während des Tests habe ich ein wenig mit Reifen herumexperimentiert: Conti, Vittoria, Challenge und Vredestein. Selbst in 28 mm Breite waren die Reifen im Fall eines Defektes eigentlich nicht wieder auf die Felge zu bekommen – mit einer Ausnahme: Der Vredestein Superiore in 25 mm harmoniert perfekt mit der DT-Swiss Felge und springt mit etwas Geduld sogar ohne Felgenheber ins Felgenbett.
Bis auf diese anfänglichen Schwierigkeiten bin ich mit dem ARC48 Laufradsatz allerdings sehr zufrieden. Er rollt sehr gut, lässt sich auch aus engen Kurven flott beschleunigen, bietet Seitenwind wenig Angriffsfläche und sieht noch dazu verdammt gut aus.
Die Bremsleistung kann natürlich nicht mit der von Discs mithalten, ist aber ganz passabel. Da ich seit Jahren mit Scheibenbremsen unterwegs bin, musste ich gleich bei der ersten 90° Kurve den Notausgang wählen ... zum Glück war kein Gegenverkehr. Nach ein paar Verzögerungen hatte ich mich aber wieder ans Felgenbrems-Verhalten gewöhnt. Im strömenden Regen war für mich dann aber Schluss mit lustig. Für den groben Einsatz würde ich einen zweiten Laufradsatz mit Aluflanken, oder eben die Disc-Variante des X-Lite empfehlen.
Fazit
Rose X-Lite Six | |
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Modelljahr: | 2018 |
Testdauer: | 3 Monate |
Preis: | € 4.751,27 |
+ | ausgezeichnete Fahreigenschaften |
+ | tolle Verarbeitung mit Liebe zum Detail |
+ | Preis |
+ | 100% konfigurierbar |
0 | schwerer als angegeben |
0 | Bremsen bei Nässe |
- | wenig Komfort am Lenker |
- | Reifen/Laufrad-Kombi im Pannenfall schmerzhaft für Finger und Kopf |
BB-Urteil: | Überzeugender Rennhobel, fair kalkuliert |
Kurz und knackig daher mein Resümee: Das neue Rose X-Lite Six kann mich auf ganzer Linie überzeugen. Exzellente Fahreigenschaften, schnörkellose Linienführung, Liebe zum Detail kombiniert mit einem fast unschlagbaren Preis. Obwohl es ein Versenderrad ist, bietet Rose fast unzählige Möglichkeiten, sich ein komplett individuelles Rad zusammenzustellen. Was will man mehr von einem Rad erwarten?!
Technik |
Aerodynamik |
Gewicht |
Steifigkeit ohne Kompromisse |
Handling und Komfort |
Geometrie |
Das Finden des richtigen Setups |
Rose X-Lite Six |
Out of the Box & Hit the Road |
Fazit |
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