Na ich bin ja nicht dafür, dass die Straßen breiter gemacht werden sollen und dass der Autoverkehr bevorrangt werden soll.
Ganz im Gegenteil: Das Rad soll bevorrangt werden, als negative Diskriminierung, damit es eben irgendwann einmal als völlig normal angesehen wird, dass ein Rad auch eine Straße benutzt, also gleichberechtigt ist.
In der Zielsetzung stimme ich mit dem Artikel ja überein, allerdings halte ich die Argumentation schlichtweg für Unsinn, dass es auch für den Autofahrer viel besser werden würde, wenn es mehr Räder gäbe, weil mehr Räder auch mehr Platz bedeuten würde und damit weniger Stau. Das ist Nonsens, was die Dame da schreibt. Entweder sie kennt sich nicht aus oder schreibt halt den Radfahrern nach dem Maul oder sie versucht den Autofahrern etwas hineinzudrücken oder was am ehesten der Fall ist: es ist fade Polemik.
Teilen sich Auto und Rad die Straße, wird der Verkehrsfluss für den Autofahrer langsamer werden. Er muss mehr aufpassen, auf die anderen Verkehrsteilnehmer, die ja jetzt "seine" Straße vollstopfen. Je mehr Radfahrer, desto mehr muss er zum Überholen ansetzen, das dauert und braucht Nerven und wenn noch mehr Radfahrer unterwegs sind, gehts bald gar nicht mehr zu überholen, dann ist er eingesperrt, kann langsam hinterher trotten. Die Critical-Mass-Bewegung machts eh schon vor, was da passieren kann: vorne ein paar provokante Radfahrer über die Fahrbahn verstreut, grad soviel (=Critical Mass), dass es sich nicht mehr ausgeht zu überholen und dahinter die tobenden Autofahrer, die nicht vorbei können. Das wird jede Woche einmal anschaulich in Wien vorgeführt.
Das kann ja wohl aus der Sicht der Autofahrer kein Vorteil sein! Auch wenn man die Provokation von Criitical-Mass beiseite lässt, es wird langsamer gefahren werden müssen. Langsamer für den Autofahrer ist aber nicht nur ein Nachteil. Langsamer heißt auch sicherer. Wie Praxisbeispiele aus Nordholland zeigen, wo es das Shared-Space-Konzept schon gibt. Da kann man auch gleich auf die Verkehrszeichen verzichten, macht sauenge Straßen, macht es gefährlicher, trotzderm funktioniert alles, weil dadurch alle Verkehrsteilnehmer dazu angehalten sind, vorausschauender und damit langsamer zu fahren.
(Link Nordholland, Erfinder des Shared-Space-Konzepts: http://www.zeit.de/zeit-wissen/2005/05/Verkehrsberuhigung_NEU.xml)
Damit das funktioniert, benötigt man vor allem Contenance und Rücksichtnahme.
Da haperts aber bei uns noch ein bisserl:
Erst gestern habe ich beobachtet wie ein Autofahrer den Autofahrer davor heftig angehupt hat, weil der nicht gleich bei Grün losgefahren ist. Auch wie es schon Grün war und die beiden Autos dicht hintereinander an mir vorbeifuhren, haben sie noch wild gestikuliert und sich gegenseitig beschimpft - jeder in seinem Auto sitzend wohlgemerkt.
Bei uns ists wie in der Steinzeit.