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Bildbericht In Velo Veritas 2019

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19.06.19 07:06 25.553Text: NoMan
Lisi Hager

nicht mehr sehr blond, immer noch blauäugig, schokosüchtiger denn je

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Fotos: Martin Granadia, Michael Kofler, Wolfgang Gerlich,NoMan
Von Körbchengrößen, Sommergewittern und Eisenschweinen. Oder: Warum eine klassische Radrundfahrt im Weinviertel längst nicht nur die Retro-Fans fasziniert.19.06.19 07:06 25.908

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19.06.19 07:06 25.90815 Kommentare NoMan
Lisi Hager

nicht mehr sehr blond, immer noch blauäugig, schokosüchtiger denn je

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Martin Granadia, Michael Kofler, Wolfgang Gerlich,NoMan
Von Körbchengrößen, Sommergewittern und Eisenschweinen. Oder: Warum eine klassische Radrundfahrt im Weinviertel längst nicht nur die Retro-Fans fasziniert.19.06.19 07:06 25.908

Die riesigen Flügel des Windrades zerteilen mit einem schneidigen Zischen die Luft. Ffffftsch! Ffffftsch! Ffffftsch! Unablässig und regelmäßig wie ein Uhrwerk drehen sich die tonnenschweren Rotoren, sausen aus schwindelerregender Höhe herab, nur, um sich sogleich auf der anderen Seite wieder hinaufzuschwingen. Was gäben wir für auch nur einen Bruchteil dieser Kraft, dieses unerschütterlichen Vorwärtsdranges!
Aber die Drehbewegungen unserer Beine sind ungleich abgehackter, und anders als das hochbeinige Kraftwerk direkt am Wegesrand gelingt es uns mitnichten, Energie aus dem Wind zu ziehen - im Gegenteil. Keine zehn Kilometer nach dem Start der siebten In Velo Veritas zehrt das fürs nördliche Weinviertel so typische, eher raue als laue Lüftlein an unseren Nerven und Durchschnittsgeschwindigkeiten. "Entspannte Ausfahrt", haben sie gesagt, und "wunderbares Wochenende". Und nun üben wir mit unseren mehr oder weniger klapprigen Retro-Gäulen Windstaffel und andere Formationen und kämpfen schon auf den ersten Hügeln des Tages um unseren Zeitplan und Krafthaushalt ...

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Dabei hat alles so schön begonnen. So beschaulich, so unaufgeregt. In der Poysdorfer Gstettn, wie die Kellergasse der erstmals zum Start- und Zielort auserkorenen Weinstadt heißt, saßen wir am Vorabend beisammen, lauschten der Geige von Paul Dangl und dem Kontrabass von Roman Britschgi, aßen Blunz'ngröstl, Schaumrollen und andere, gar unsportliche Köstlichkeiten und nippten mal am Poysdorfer Saurüssel, mal am süffigen Bier – je nach Geschmack.
Von mehrgeschossigen Presshäusern umgeben und einem baumbestandenen Festplatz samt Bühne dominiert, gab es kein Entrinnen aus diesem sommernachtswarmen Hort der Gemütlichkeit und Gelassenheit. Man traf alte Freunde und knüpfte neue Bekanntschaften, hörte Geschichten von früher und bewunderte Leistungen von heute. Und über allem schwebte der nostalgische Zauber jener Tage, als Rennräder noch stählerne, chromblitzende Grazien waren und Rennradfahrer die wildesten Hunde unter der Sonne.

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 Komisch: Die Lieder meiner Jugend sind Evergreens, aber die Räder meiner Jugend nennt man Oldtimer. 

Sammler, Kenner und Buchautor Werner Schuster
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Ein weiteres Windrad gleich neben der Strecke markiert das Ende der ersten namhafteren Steigung, und, noch viel wichtiger, den Richtungswechsel 'gen Nord. Aufatmen, runterrollen, übers Land drüberschauen.
Die halbreifen Ähren der umliegenden Kornfelder wogen im nun sanft von hinten anschiebenden Wind, dazwischen stehen die Reben der zu akuraten Gärten kultivierten Weinstöcke Spalier. Auch saftig grüne Bäume, überschwänglich wuchernde Hecken, zart gefärbte Blütenblätter und spitze Kirchtürme durchtupfen das Bild, und ab und zu wächst der Wiesensaum so hoch, dass Gräser unsere Waden und sogar Unterarme kitzeln. Der erste Schreck ist überwunden (oder auch nur das letzte Achterl rausgeschwitzt, wer weiß das schon so genau ...), der Körper auf Betriebstemperatur gebracht. In einer kleinen, gut zusammenarbeitenden Gruppe dringen wir weit und weiter ins Weinviertel vor. Die Straßen sind schmal und mitunter holprig. Das Leben ist schön.

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 Die Straßen sind schmal, mitunter holprig. Das Leben ist schön. 

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720 Rad-Enthusiasten aus 18 Nationen, darunter sogar Amerika, Australien und China, nehmen 2019 an der gemeinsamen Ausfahrt mit klassischen Rennrädern bis Baujahr 1987 teil. Fast noch mehr als die stetig steigenden Starterzahlen freut die Organisatoren Horst Watzl, Martin Friedl und Michl Mellauner der Frauenanteil von über 25 Prozent.

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Fix is (fast) nix

Im siebten Jahr ihres Bestehens scheint die Rundfahrt durchs Weinviertel ihren Platz in der Radsportwelt also endgültig gefunden zu haben - was vor allem damit zusammenhängen könnte, dass sie selbst nie am gleichen Platz verweilt. Immer wieder neue Veranstaltungsorte und vor allem jedes Jahr neue Strecken sind das Markenzeichen von In Velo Veritas.
Während sich andere Retro-Events auf den stets gleichen Routen abspielen, setzt das Veranstaltertrio des Weinviertler Klassikers auf Überraschungen und Unbekanntes. Konstanten gibt es dabei jedoch sehr wohl: tiefe Schotterstraßen, rumpeliges Kopfsteinpflaster, idyllische Kellergassen, fiese Höhenmeter - mal mehr, mal weniger, und 2019 richtig viel. Ebenfalls fix ist die Gliederung des Streckenangebots in genussreiche ungefähr 70, anspruchsvolle rund 140 oder epische circa 210 Kilometer.

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Apropos anspruchsvoll: Da hinauf? Echt jetzt? Kein Scherz? Mächtig und weithin sichtbar thronen die imposanten Mauerreste der Burgruine Falkenstein auf einer 80 Meter hohen Kalkklippe über dem gleichnamigen Ort. Ein flapsig in den steilen Anstieg auf tiefem Schotter weisender Farbpfeil bestätigt unsere schlimmsten Befürchtungen. Aber es hilft ja nichts. Irgendwo dort oben wartet schließlich die erste Durchfahrtskontrolle samt Labstation.
Ketten rasseln, Reifen rutschen, Stimmen fluchen. In Rampen wie diesen schlägt nicht nur die Stunde der - früher raren - kleinen Übersetzungen. Auch Details wie die passende Körbchengröße sind entscheidend, damit hinreichend Druck aufs Pedal kommen kann. Vom vorausschauenden Schalten und Wählen der Fahrspur ganz zu schweigen. Manch Mitstreiter entscheidet sich für den Weg des geringeren Übels und kommt aufrechten Ganges beim Radparkplatz an. Das Gros allerdings will sich sein zweites Frühstück, so scheint es, wirklich verdienen und kämpft sich schwankend und stampfend hinauf.
Immerhin: Bis nach kurzem Fußmarsch von der Lagerwiese samt rege beanspruchtem Mechaniker-Service der romantische Burghof erreicht ist, haben sich auch die bebendsten Lungenflügel wieder beruhigt. Herz und Hirn sind bereit für eine Wiedergutmachung der besonderen Art.

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Eile mit Weile

Genuss und Entschleunigung standen von Anfang an im Pflichtenheft der In Velo Veritas. Und nirgendwo kommt diese Philosophie besser zum Tragen als an jenen Orten, welche die Veranstalter etwas tiefstapelnd als "Labe" titulieren. Energieriegel, Gels oder Getränkepulver sucht man an diesen Quellen der Gaumen- und Lebensfreude vergeblich. Vielmehr servieren regionale Winzer, Wirte und Bauern, was das Land und die örtliche Infrastruktur hergeben: belegte Brote, Suppen, Strudel, Säfte mit und ohne Alkohol, Fleischgerichte, Pasta, Kuchen, Kaffee ...
Auf der Ruine Falkenstein hat Severin Weber mit seinem Team vom Restaurant Siebenschläfer die Patronanz übernommen. Und weil diese Labe von allen drei Strecken angefahren wird und deren Startzeiten um bis zu vier Stunden differieren, hat sie sozusagen den ganzen Tag geöffnet und passt ihr Angebot den Uhrzeiten und Bedürfnissen an. Die Helden und Heldinnen der Langdistanz nahmen hier ihr zweites Frühstück mit Früchten, Joghurt, Marmelade, Wurst, Käse, Gebäck und Eierspeis'. Unsereins kommt zum Brunchen und packt vielleicht noch eine Süßspeise oder griechischen Salat dazu. Und die Teilnehmer der Kurzdistanz werden - mitunter spät und lange - Mittag halten, bei Curry mit Reis, Nudeln mit Soße und anderen Köstlichkeiten mehr.

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Und so sitzen wir und genießen, plaudern und scherzen und profitieren von einem weiteren, unumstößlichen Grundsatz bei In Velo Veritas: Ob wir lange verweilen oder nur kurz, schnell weiterfahren oder lieber langsam, alleine oder in der Gruppe, spielt keine Rolle. Denn es gibt keine Zeitnehmung und somit keinen von außen auferlegten Stress. Die einzig wirklich relevanten Richtwerte sind die Sperrstunden der Labestellen.

Zumindest war das bei den bisherigen sechs Austragungen so. Im verflixten siebten Jahr allerdings gesellt sich ein bis dato unbekannter Faktor dazu. Mit leisem, tiefem Grummeln kündigt er sich an. Immer öfter verschwindet die Sonne hinter rasch aufziehenden Wolkenfetzen. Das wird doch nicht …?
Doch, das wird. Und wiewohl wir angesichts der drohend dunklen Wolkenwand einen Hauch früher als gewollt wieder aufbrechen, werden wir patschnass.

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Potz, Blitz und Donner!

Kurz vor der tschechischen Grenze bei Schrattenberg öffnet der Himmel seine Schleusen. Binnen kurzer Zeit ist ob der Wassermassen von den Bodenmarkierungen nichts mehr zu sehen, grelle Blitze tauchen die Straßen und Häuser in unwirkliches Licht, drohend grollt der Donner hinten nach. Regen prasselt in die Augen, in den Mund, in den Nacken, und was nicht von Helm bzw. Kappe, Händen oder Hintern tropft, rinnt bei den Schuhen wieder raus. 10:40 Uhr. Auweh. Somit hat's auch das Hauptfeld auf der 70-km-Strecke schon kurz nach dem Start voll erwischt. Aber immerhin bleiben die Temperaturen stabil, sprich warm.
Was tun? Stehenbleiben und unterstellen? Oder weiterfahren und durchtauchen? Die einen entscheiden sich so, die anderen anders. Aber jeder und jede muss Federn lassen. Denn die papierenen Sartnummern, die wir so liebevoll mit Spagat an unsere Räder gebunden haben, gerinnen unter der nassen Gewalt des Himmels zu formlosem Pappmaschee, das sich von den Schnüren löst und windgebeutelt zu Boden fällt.

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Den südlichen Teil des UNESCO Welterbes Lednice-Valtice bekommen wir nur durch dichte, graue Regenschleier zu sehen - etwa das monumentale Kulturdenkmal Kolonáda na Rajstně, nicht zufällig der Schönbrunner Gloriette recht ähnlich, oder das pittoreske Städtchen Valtice mit seinem barocken Schloss und der prächtigen Mariä-Himmelfahrtskirche. Vom wasserspeienden Hinterrad des Vorausfahrenden dringt fein zerriebener Straßendreck zwischen die Zähne, und auch aus den Lagern unserer heiß geliebten Rennmaschinen beginnt es allmählich jämmerlich zu knirschen.
Erst kurz vor der Teichanlage Lednické rybníky bei Hlohovec heben sich die Wolken und geben den Blick frei auf riesige Wasserflächen und üppiges Grün. Alsbald bricht die Sonne wieder durch und hüllt uns in dampfende Wärme. Noch ehe wir's uns versehen, sind die Trikots wieder trocken und die Gesichter staubverkrustet. Man fühlt sich nicht oft so lebendig wie in derlei Wechselbädern der Elemente.

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In der Nähe von Mikulov biegen wir, wie uns Wegweiser und Schautafeln mitteilen, ein in den Iron Curtain Trail. Von Südmähren führt uns dieser Radfernweg entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs, auch bekannt als EuroVelo 13, schließlich wieder zurück ins Weinviertel, wo uns alsbald die Belegschaft der Labe Wildendürnbach willkommen heißt.

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Die Hobbywinzer des Ortes haben für uns ihre Kellergasse geöffnet. Einmal mehr tut sich dadurch Besonderes auf. Denn der sogenannte Galgenberg mit seinen 184 größtenteils originalgetreu erhaltenen Presshäusern und Weinkellern stellt ein in Niederösterreich einzigartiges Ensemble dar. Weiß gekalkt und liebevoll restauriert, reihen sich hier die Trinkstuben dreigeschoßig übereinander. Vögel zwitschern und Gläser klirren. Mit unseren nunmehr schmutzstarrenden, bunten Retro-Jerseys und Wolltrikots wirken wir irgendwie deplatziert. Aber gleichzeitig scheint es keinen stimmigeren Ort für uns und unsere noch labrig-feuchten Kontrollkarten mit den zu teils unkenntlichen Farbflecken geronnenen Stempeln zu geben.
Bei weißem Spritzer, Speckbrot und Kellergatsch wird parliert, gefeixt und fotografiert, bis auch die letzte Radhose wieder trocken ist. Mit frischen Kräften geht's auf in Richtung Buschberg, der mit 491 Metern höchsten Erhebung des Weinviertels und - für die 140er - letzten Labstation vor dem Ziel.

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 Stöckelpflaster, Presshäuser, und ein Hohlweg schön wie ein Dom 

Wie uns Michl Mellauner an der Überraschungskontrolle den letzten verbleibenden Streckenkilometer beschreibt.
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Die schnellsten Absolventen der um sechs Uhr früh gestarteten Langdistanz sind zu diesem Zeitpunkt schon auf dem Rückweg nach Poysdorf, die letzten der um zehn losgelassenen Kurzdistanz noch nicht einmal in Falkenstein. So weit, wie sich das Feld im Laufe des Tages auseinanderzieht und rund um die Leiser Berge seine bunten Farbtupfer hinterlässt, so breit ist es auch insgesamt aufgestellt.

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Die jüngste Teilnehmerin, Hannah Doll aus München, ist gerade Mal zwölf Jahre alt. Karl Schweighofer aus Hornstein markiert mit 82 Jahren das andere Extrem. Prominenter als Österreich-Rundfahrt-Sieger Gerhard Zadrobilek ist wahrscheinlich keiner im Peloton; weiter mit dem Rad (!) angereist als Tino Knauth und sein Kumpel Christoph vom Eisenschweinkader Berlin vermutlich auch niemand. Andere bzw. eigentlich sogar überraschend viele hatten mit Radsport bis dato überhaupt nichts zu tun.

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Eine Gemeinschaft, bunt wie das Leben

Und so treffen Alltagsradlerinnen auf Brevet-Fahrer, Rennrad-Novizen auf Rahmenbauer, Erbstückträgerinnen auf Retro-Neulinge oder radhistorische Nackedeis auf leidenschaftlich sammelnde Freaks.
In kleinen Gruppen, als zufällig zusammengewürfelte Duos, Trios oder fix geplante Schicksalsgemeinschaft radeln sie durchs Land. Sie haben Pannen, sie beheben Defekte (oder lassen beheben, von den genialerweise positionierten Mechanikern an den Labstationen). Sie nützen Hochs, sie plumpsen in Tiefs. Sie kämpfen mit den Hügeln und gegen den Wind. Aber am Ende rollen sie breit grinsend und strahlenden Auges in der Gstettn ein, wo ihnen die Zaungäste und Vorausgefahrenen freundlich applaudieren.

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Auch wir erleben hinauf zum Buschberg unser blaues Wunder und können uns einzig mit der Aussicht auf Schweinsbraten und allerlei Gebackenes zum Weitertreten animieren - wieder und wieder und einmal noch, bis endlich am Ende aller Trittfrequenz die rettende Alpenvereinshütte auftaucht. Auch wir mühen uns mit geplatzten Reifen, gelockerten Steuersätzen und gerissenen Griffgummis durch die tiefen Schotterbeete und holprigen Kellergassen. Auch wir frohlocken beim Anblick der von den Anfangskilometern bekannten Windräder, künden sie doch vom nahen Ziel unserer Fahrt. Und auch wir schweben schließlich auf Wolke sieben der Poysdorfer Gstettn entgegen, wo's für den Rest des Tages genau perfekt ist und schön ...

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Hinweise

Die nächste In Velo Veritas steigt am 6./7. Juni 2020 erstmals in Hollabrunn!

Die GPS-Tracks der diesjährigen (und aller früheren) Strecken
Hier geht's zu den kompletten Fotoalben der Veranstalter auf flickr

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ein ganz toller bericht! gemeinsam mit den fotos fängt der text die stimmung dieser grandiosen radveranstaltung perfekt ein.

ich fand diese ausgabe der IVV als eine der besten bisher. das setting in poysdorf war fantastisch, die landschaft im nördlichen weinviertel unglaublich schön.

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Wenn ich nicht so grandios auf der epischen letzter geworden wär (immerhin aus eigener Kraft ins Ziel) ... die vielen guten Erfrischungen am Weg bei den Laben waren zu verlockend und ein paar kleine routenmäßige Abschweifungen ehemm ..... war es genial wie immer schon!

 

(ich bin mit meinem Colnago Master der ersten Generation auf 22er Dugasts Standard Race Tubulars mit 8 Bar gefahren auf Mavic Championnat du Monde Professionel Felgen aus den frühen 70ern - 760g - das Paar!! - erstaunlich stabil und problemlos für jedes Terrain verwendbar.)

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hab heuer leider erstmals nicht dabei sein können, umsomehr erfreuen mich die fotos.

 

@bs: ich bin da immer mit 28ern gefahren, unterschiedlichste fabrikate. es fahren auch ein paar mit 20er rennpneus herum, die müssen tendenziell mehr pausen wegen schlauchwechsel einlegen :D

die "rennen" sind ja für alte rennräder gedacht, da gehen oft nicht mehr als 25er rein, von daher kannst die modernen traktorreifen fast vergessen.

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das war auch für uns (vier) eine der schönsten ausgaben der IVV, einfach geniale strecke (140+) und die mit abstand beste labe bisher bei der ruine falkenstein! ein waunsinn normal:)

erstmals schlauchreifenaua, der ersatzreifen war auch nimma ganz, naja, aber die mechaniker bei den laben hatten tufo und felgenklebeband, chpaeau! und danke! schöner bericht, lisi. chillige veranstaltung, gfrei mi auf next year hollabrunn! forca michl, horst, martin und wolfgang...

auch so sollte rad/sport/touring/randonneurtum manchmal sein!

zeitvorgabe hatten wir auch: bei jeder labe mindestens eine stunde brauchen!:D

 

ah ja: klassische 23mm! wir sch****** uns ja heute viel zu sehr an mit unseren gravelmonstern:l:

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  • 3 Wochen später...

"oh what a wonderful day" - wir erinnern uns gerne zurück, obwohl schon wieder ein monat ins land gezogen ist. lisi hager, die schreiberin, findet worte, wie wir sie treffender nicht finden könnten.

in velo veritas ist irgendwie schon ein wenig lebensgefühl, a bissl gelassenheit im weinviertel, a bissl oder bissl mehr anstrengung, a bissl miteinander reden, sich den wind, die sonne, den regen oder diesmal ein gewitter hautnah zu gönnen.

danke an Euch allen, dass ihr IVV zu dem macht, was es ist!

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