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Buchdrucker47

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  1. Hallo Boardies! Jason bat mich, weiterzuschreiben. Es folgt eine ware Geschichte. (Das "h" fehlt absichtlich! Tja, der Tag begann eigentlich so harmlos. Ich hatte gut geschlafen und war bestens gelaunt, weil ich wie üblich von einer ohne Höschen tanzenden Cancan-tanzenden französischen Mädchentruppe geträumt hatte. Die daraus resultierende Morgensteife war leider nicht im Genitalbereich, sondern in der Höhe des fünften Lenden- wirbels zu suchen. Mürrisch begrüßte ich die sich hinter bleigrauen Wolken versteckende Sonne, trank bedächtig noch drei Dosen Ottakringer und dachte nach, wo ich des Tags zuvor mein Fahrrad vor mir versteckt hatte. Küche, Wohnzimmer und Kühlschrank hatte ich schon vergebens durchsucht, Keller habe ich keinen. Auch in den Ästen des vor meinem Haus dahinblühenden Kirschbaumes war nichts radmäßiges zu entdecken Nach einer weiteren Dose dieses das Bewusstsein enorm erweiternden isotonischen Getränkes fand ich mein Rad genau dort, wo ich es Tags zuvor hinstellte, vor dem Haus. Und es kam große Freude auf! Einer Ausfahrt stand nichts mehr im Wege. Schnell noch den Sturzring übergestülpt (zwecks Sicherheit), die Sonnenbrille auf die Nase geklemmt (zwecks Anonymität) und schon war ich auf dem Wege zu neuen Abenteuern! Der Lastwagen mit Hänger, der ohne zu blinken vor mir rechts abbog, ärgerte mich ein wenig, so beschloss ich, ein wenig Eigeninitiative zu ergreifen. Die um 700.- Euro wohlfeil am Mexikoplatz erworbene Smith & Wesson schien mir das Mittel der Wahl zu sein und so schlingerte schon kurze Zeit später ein Laster mit durchschossenen Zwillingsreifen den Donaukanal entlang. Lustig! Durch puren Zufall lernte ich in einem etwas anrüchigen Lokal einen leicht illuminierten Berufssoldaten kennen, der, nachdem ich ihm einige Cola-Rot finanzierte, mir versprach, einige Haftminen, die nicht mehr der Ö-Norm entsprachen, mitzubringen. Das eröffnete für mich ein neues Betätigungsfeld! Diese Minen nahmen in meinem kleinen Rucksack wenig Platz ein. Sobald ich ein Automobil am Radweg stehen sah, applizierte ich diese "Sprengkörperchen" und huschhusch waren dieses Verkehrshindernisse wie weggeblasen! Es muss nicht immer "High Tech" sein. Ein sich seit kurzem in Pension befindlicher albanischer Landwirt überließ mir um wenige Lewonzen einige rostige Sensenblätter, die ich mit ein wenig Geschick auf meinem Vorderrad montierte. Seitdem haben einige SUV-Lenker, die mich mit zu knappem Abstand überholen, mit gravierenden Lackschäden zu rechnen. Derzeit stehe ich in Geheimverhandlungen mit der nordkoreanischen Regierung. Es wird sich zeigen, ob sich Nuklearwaffen zugunsten der Radfahrer einsetzen lassen. Stets hoffend, Euch mit meinen kleinen Storys ein wenig amüsiert zu habend, verbleibe ich mit lieben Grüßen, Hans
  2. Ja, Sizilien kann ich auch empfehlen. Oder Malta, dort aber kein Vulkan. Abends weht ein kalter Wind, Pulli mitnehmen! Ciao, Hans
  3. Tröstlich zu lesen, dass andere Boardies auch Troubles mit dem Sigma haben. Ich danke Euch für den Tipp mit den Kabelbindern! Sollten die auch verrutschen, werd`ich das Ding an der Carbongabel anschweißen! :wink:
  4. Hallo, danke für die Antwort! Ja, ich hab die schwarzen Gummidinger, sie verrutschen aber trotzdem! Am liebsten würde ich sie auf der Carbongabel anschweißen, das aber, so sagte man mir, ist nicht empfehlenswert.
  5. Hallo Nosports, aufgrund meiner fünfjahrzehntelangen Erfahrung möchte ich Dir mitteilen, dass es falsch ist, beim Kauf eines Rades zu sparen. Ich konnte mir als 14jähriger nur ein Billigrad leisten, hatte das aber in den nächsten Jahren zu büßen. So ca alle drei Wochen ging irgendetwas kaputt. (ZB. Zahnkranz, Getriebe, Schaltung). Ich schob das Rad fast mehr, als ich fuhr. Erst als ich mir zehn Jahre später, weil besserverdienend, Campagnolokomponenten leisten konnte, war dieser Spuk beendet und ich konnte pannenfrei im Urlaub 2000 km zurücklegen. (Abgesehen von Reifenpannen). Das soll keine Werbung für Campa sein, es gibt auch andere gute Produzenten, planst Du aber längere Touren, solltest Du Dich schon auf das Material verlassen können! Ich wünsche Dir viel Freude mit einem gutem Rad, Hans
  6. Liebe Boardies, ich weiß nicht, wie Ihr mit Euren Tachos zurechtkommt, meiner, erst vor einer Woche gekauft, spinnt. Misstrauisch war ich schon, als mir der Verkäufer versicherte, dass die dünnen Gummibänder den Empfänger, an der Gabel "montiert" einen sicheren Empfang des Funksignals gewährleisten können. Kaum fuhr ich über eine zehn Meter lange Kopfsteinpflasterstrecke, zeigte mir diese Missgeburt von Computer "Null", und ich musste neu justieren. Das kann`s ja wohl nicht sein! Derzeit habe ich den Empfänger mit Tixoband umwickelt, das hat zwar geholfen, ist aber nicht unbedingt ein ästhetischer Anblick. Abgesehen davon, dass das Tixoband sich ja bei der ersten Regenausfahrt zerbröseln würde. Wie habt Ihr dieses Problem gelöst??? Um Antwort bittet, Hans
  7. Weil die Sonne uns ja jetzt Gott sei Dank wieder mit ihren wärmenden Strahlen umschmeichelt und ich deshalb morgen (Sonntag) einen kleinen Trip zum Donaufritz plane, möchte ich hiermit diejenigen unter den mir bisher leider nur virtuell bekannten Boardies fragen, ob sie Zeit und Lust hätten, sich um etwa 15 Uhr zu einem Plauderstündchen einzufinden. Meine Signation: Roter Sturzring, rotes Arbö-Trikot, leicht betrunken. (Leider kein Papagei, weil tot). Kommet zu Hauf, es würde mich freuen! Hans
  8. Und wieder eine Story für die literarisch-nekrophil interessierten Boardies: "Ja, wissen sie, Herr Kollege, ich habe dem Patienten vor drei Jahren den linken Lungenflügel entfernt....", wollte sich das kleine alte Männchen im Steireranzug rechtfertigen, doch ich unterbrach ihn grinsend. "Ich bin nicht ihr Kollege". Ratlos blickend zeigte er auf meinen weißen Plastikschurz, den einst ein Gastpathologe namens Dr. Gerstner mit Hilfe eines Kugelschreibers gekennzeichnet hatte. "Ich bin hier bloß der Prosekturdiener". Abrupt machte der Primarius kehrt, lief mit rotem Kopf die Stufen hinauf und ward nicht mehr gesehen. Zuvor hatte ich ihm, meinen kleinen Fundus von Fachausdrücken lateinischen und griechischen Ursprungs verwendend, erklärt, welch Kunstfehler ihm unterlaufen sei, der schlussendlich zum Tod seines Patienten geführt hatte. Eigentlich wäre es nur eine simple Resektion von Magengeschwüren gewesen, der sich der Privatpatient unterziehen sollte, doch war aufgrund des nicht mehr vorhandenen Lungenflügels der Magen an den Herzbeutel angewachsen. Genau dort befand sich aber noch ein Ulcus, das der von mir nicht sehr verehrte Herr Primarius übersehen hatte. Und so pumpte das gequälte Herz, fröhlich lustvoll langsam, aber stetig Blut in den Magen, von wo es in den Darm gelangte, der, bedingt durch den verdauten Lebenssaft, einer Blutwurst verzweifelt ähnelte. Um vier Uhr morgens verstarb der Bedauernswerte. Dies alles hatte mir meine Lieblingspathologin anschaulich erklärt und demonstriert, wobei sie nicht umhin kam, ständig mit dem Kopf zu schütteln, weshalb, wie schon erwähnt, noch mehr Zigarettenasche in die Leiche fiel. So gesehen, ist es kein Wunder, wenn Ärzte, insbesonders Chirurgen, so wenig Vertrauen zu Kollegen haben. Auch mir mangelt es an Vertrauen, obwohl selbst kein Arzt. Wurde mir doch, als ich mich vor etwa 30 Jahren in kaltem Schweiß gebadet, schwer und schnell atmend, in die sich im ersten Bezirk befindliche Ordination eines senilen Arztes schleppte, sofort Effortil (ein kreislaufanregendes Mittel) intravenös gespritzt bekam, was die Sachlage derart verschlimmerte, dass der Herr Doktor sich gezwungen sah, die Rettung zu rufen, die mich dann mit Blaulicht in die Herzambulanz brachte. Dies wäre mir erspart geblieben, hätte dieser "Arzt" die richtige Diagnose gestellt. Ich litt an einer durch Stress ausgelösten vegetativen Dystonie und Hyperventilation, mit zehn mg Valium intravenös wäre ich schon 15 Minuten später beschwerdefrei gewesen. Zurück zu meinen kalten "Kunden". Dort kann es auch lustig sein! "Er" zählte zwar erst 40 Lenze und hatte innerhalb von zwei Jahren drei Lokale eröffnet, der Gieraal (Raffzahn), nun war er tot, Herzinfarkt. Nackt und mit Waschbrettbauch lag dieser Adonis in Warteposition auf einer Bahre und harrte des Skalpells. Unsere Putzfrau, ein altes spindeldürres verhutzeltes Weiblein, musterte den toten Schönen, dann wandte sie sich zu mir und stieß mit hexenhaft kichernder Stimme hervor: "Dem steht er owa a nimma"! Was lernte ich daraus? Auch medizinisch völlig unbeleckte Laien können oft überraschend treffsichere Diagnosen stellen! Diesbezüglich lügt die Statistik ausnahmsweise nicht: Frauen haben halt eine längere Lebenserwartung als Männer. Wenn nun diese mehr oder weniger lustigen Neowitwen zu mir in den Hades abstiegen, um mir die Sargbekleidung zu bringen (tolle Maßanzüge von Silbernagl und Knize, damals 2oooo Schillinge oder mehr) drückten mir diese Frauen 50 oder 100 Alpendollar in die Hand und äußerten gar drollige Wünsche. Die meisten wünschten, dass ich ihren erkalteten (Ex)gatten noch frisiere und rasiere, brachten auch noch das Lieblingsrasierwasser mit (nein, es war nicht Pitralon), einige übergaben mir Jugendfotos, wahrscheinlich noch von Daguerre angefertigt, ich sollte diese in der Brusttasche des Sakkos verstauen. Eine Trauernde reichte mir schluchzend eine Zahnbürste plus einer Tube Lieblingszahnpasta des Verflossenen, ich sollte diese Toiletteartikel als Grabbeigabe in den Sarg legen. (Wissen`s, er hod se hoid imma so gern de Zähnd putzt!) Eine kleine pieätetlose Unart möchte ich auch nicht verschweigen. Ich habe diese von meinem Vorgänger geerbt. Wenn ich während des Zunähens eines Verblichenens, zB telefonisch gestört wurde, steckte ich die Nadel zwecks leichterer Wiederauffindung dieser, dem gerade Behandelten in die Nase. Das blutet nicht, tut auch nicht weh. Es ist nicht die feine englische Art, aber recht praktisch. Die Hypophyse ist eine in der Schädelbasis liegende Drüse, deren Hormone das Wachstum regelt. Ich sammelte diese wurmfortsatzähnlichen Drüsen eifrig in einem formalingefülltem Glas, denn bekam ich doch pro Stück von einem 14täglich erscheinendem Pharmaheini 20 Schillinge. Aus diesen Drüsen wurde ein Präparat hergestellt, das zwergwüchsigen Kindern zu weiterem Wachstum verhalf. Dass ich mich damit strafbar gemacht hatte, entnahm ich erst viel später den Zeitungen. In Klagenfurt wurden einige Prosekturbedienstete wegen "unerlaubter Entnahme von Leichenteilen (bedingt) verurteilt. Sehr erstaunt war ich, als mir nach der Eröffnung des Abdomens (Bauchdecke) ein Blutschwall entgegenquoll. Höchst verdächtig! Als braver Staatsbürger verständigte ich sofort telefonisch die Obrigkeit, sprich, die Kripo des für uns zuständigen Polizei- kommissariats. Schon wenig später erschien ein griesgrämiger Kriminalbeamter, der die männliche Leiche "beschlagnahmte" und deren sofortigen Abtransport in die damals noch in der sich in der Sensengasse (welch passender Name!) befindlichen gerichtsmedizinischen Abteilung veranlasste. Es bestand der Verdacht auf ein "stumpfes Bauchtrauma". Die Nachbarn hatten aus der Wohnung lautstarken Streit gehört, es hätte die Möglichkeit bestanden, dass das innigst geliebte Eheweib den damals noch unter den Lebenden weilenden in den Bauch getreten hätte. Neugierig wie ich war, rief ich nächsten Tags meine Kollegen in der Gerichtsmedizin an. Nein, die Frau war schuldlos (wie ja fast immer). Den armen Gatten hatte der Zank so aufgeregt, dass aufgrund des in bedrohliche Höhen gestiegenen Blutdrucks ein Aortenaneurysma (von dem er selbst nichts wusste), in der Bauchhöhle geplatzt war. Dieser Blutverlust führt binnen weniger Minuten schmerzlos zum Exitus. Ein schöner Tod, beneidenswert! Nun ist, weil alles zu Ende geht, auch meine Story zu Ende. (Einige unter Euch werden aufatmen). Liebe Boardies, mir ist natürlich bewußt, dass Ihr fast alle jünger seid als ich und deshalb der Gedanke an das Sterben oder den Tod gerne ausgeblendet oder verdrängt wird, eine Tatsache, die ich sehr gut verstehen kann, weiß ich doch noch, wie ich als 20- oder 30jähriger darüber dachte. (Das ist alles noch so weit weg...) Es liegt mir fern, einen neuen Thread zu eröffnen, trotzdem würde es mich interessieren, schon alleine deswegen, weil wir, egal ob MTB-Fahrer oder RR-Fahrer laut Verkehrsstatistik mit einem Pedal im Grab stehen. Ihr könntet natürlich posten: "Jaja, eines Tages müssen wir alle in den Asphalt beissen", für mich wäre das aber nur eine Aussage von "Postingschindern" Schreibt mir bitte Eure Gedanken, wie Ihr mit dem "Unausweichlichem" fertig werdet. Eure Meinung ist mir wichtig und ich werde, so gut ich es kann, darauf reagieren. Es grüßt Euch herzlich, Hans
  9. Liebe Boardies, wieder eine Story aus der Serie: "Geschichten die niemanden interessieren". Winter war`s, nur mit Mühe bahnte sich meine lichtblaue Puch DS 50 den Weg vom 20. Bezirk den Weg durch das tiefverschneite Wien zum Spital. Kurz vor Dienstschluss erschien ein hagerer sauertöpfisch blickender Typ, der, mit einer Sense versehen, bei jedem Wandertheater ohne weiteres die Rolle des Gevatter Tod spielen hätte können. Er stellte sich mir als Pathologe vor, der selbigen Abends noch nach Hainburg fahren müsse und einen Gehilfen suche, 180 Schillinge wären zu verdienen. Unter ständigem Geldmangel leidend, sagte ich sofort zu und schon eine halbe Stunde später befanden wir uns in Simmering. Der Kampf gegen den Schnee konnte beginnen! Schneepflüge sahen wir keine. Entweder waren diese noch nicht erfunden, oder sie hatten sich gut versteckt. Der Wind heulte und angesichts der meterhohen Schnee- wächten verhielt sich der Mercedes wie eine Nussschale im Nordatlantik. Manche dieser Wächten konnten wir erst nach mehrmaligem Rammen überlisten. Der Herr Doktor sprach nichts. Er war nicht der Wortgewaltigsten einer. Mit einer Stunde Verspätung endlich in Hainburg angekommen, erblickte ich zu meinem Erstaunen eine Horde von Soldaten einer Spezialeinheit, die rings um den Prosekturtisch standen, der Dinge harrend, die da kommen sollten. Fünf oder sechs verdächtige Leichen, deren Todesursache ungewiss, erwarteten uns. Bei einer bestand der Verdacht, dass sie im Spital vom Bettnachbarn nächtens gemeuchelt worden sei, doch stellte sich die Schuldlosigkeit des Vorgenannten schnell heraus. Er war am Spinat erstickt, der als Beilage zum (letzten) Abendmahl gereicht wurde und den wir dann auch in der Lunge fanden. Der Spinat war noch grün und so waren auch die Gesichter der tapferen Vaterlandsverteidiger. Der wortkarge Wanderbühnentodesdarsteller gab mir nur kurze Anweisungen, ich assistierte, kaum war er mit einem seiner ebenso schweigsamen "Kunden" fertig, begann ich diesen zuzunähen und holte den nächsten Deliquenten. Wie dieser Arzt mit den verschiedensten Leichenteilresten herumfetzte, bleibt mir unvergesslich. Aus den "Abfällen", die rund um den Tisch am Boden lagen, hätte man mit einigem Frankensteinschem Geschick locker noch einen neuen Homunkulus basteln können und mit etwas Starkstrom vielleicht auch wieder zum Leben erwecken. Sehr froh war ich, als ich erfahren durfte, dass die Beseitigung dieses Massakers in die Kompetenz der jungen uniformierten Helden fiel, mit der fadenscheinigen Begründung, dass auch sie sich an den Anblick des Todes gewöhnen sollten. Die Heimfahrt nach Wien verlief wie die Hinfahrt: Schweigend. Ich habe diesen pathologischen Schlächter nie wieder gesehen. Wahrscheinlich ist er auch schon tot. Hoffentlich. Liebe Grüße, Hans
  10. Liebe Boardies! Hier eine neue Folge aus der Serie: "Geschichten, die niemanden interessieren". "Ich finde ihre Bemerkung unappetitlich", murmelte die Frau Doktor und warf mir einen strafenden Blick zu. Sie war ein zierliches Persönchen von etwa 45 Jahren und ging in ihrem Beruf völlig auf. Filterlose Zigaretten der Marke Austria C rauchte sie in Kette, schien es nicht zu bemerken, wenn die Asche in die geöffnete Leiche fiel, und, da sie ohne Handschuhe zu arbeiten pflegte, war auch das Mundstück der Zigarette stets blutig. Eigentlich war ihr Dienstort das nahe gelegene Elisabethspital, doch zwischen 11 und 13 Uhr "erledigte" sie die bei uns angefallenen fünf bis sieben Verstorbenen dank meiner Vorarbeit in zwei Stunden. Die Befunde sprach sie in ein Diktaphon, dessen Minikassette ich ins Sekretariat brachte, sobald sie gegangen war. Die weibliche Leiche, die vor uns lag, war etwa 35 Jahre alt, ca 140 Kilo schwer und um sieben Uhr morgens noch quicklebendig gewesen. Sie hatte noch fröhlich Frankfurter mit Erdäpfelsalat geschmaust, um dann in der Straßenbahn zusammenzubrechen. Es war den Rettungsärzten nicht gelungen, sie zu reanimieren und so fand sie sich eine halbe Stunde später bei mir am Marmortisch wieder. Ich hatte alte, leicht rostige, von der Chirurgie ausgemusterte Skalpelle zur Verfügung, deren Klingen vom oftmaligem Schleifen schon sehr kurz waren. Diese erleichterten auch nicht gerade das Durchdringen der 15 Zentimeter dicken Fettschicht, um an die Innereien zu gelangen, die noch 33 Grad warm waren. Zwischenbemerkung eins: Vom Zeitpunkt des eingetretenen Todes bis zur Leichenöffnung ist eine Mindestwartezeit von drei Stunden vorgeschrieben. Zwischenbemerkung zwei, betreffend Verwesungsgeruch: Ich weiß zwar, wie entsetzlich ein Leichnam duftet, der im Sommer schon 14 Tage vor sich hin west, dieser Geruch blieb mir an meinem Arbeitsplatz Gott sei Dank erspart, da ich es nur mit frischen oder im Kühlraum gelagerten Toten zu tun hatte. Zwischenbemerkung drei: Wir hatten, weil wir ein armes Spital waren, leider keine Stryker-Säge, mit der eine Schädelöffnung eine Sache von Minuten gewesen wäre. "Mmm, das riecht ja verführerisch", war mein Kommentar, als ich den Magen öffnete und der hastig verschlungenen und schlampig gekauten Frankfurter ansichtig wurde. Ebendiese unqualifizierte Bemerkung trug mir den eingangs erwähnten Tadel der Pathologin ein. Als diese das Herz in feine Scheiben geschnitten hatte, war die Todesursache schnell gefunden. Die kleinen gelben Flecken, die auf abgestorbenes Muskelgewebe schließen ließen, sprachen eindeutig für einen Herzinfarkt. Ich war erleichtert. Wäre es ein cerebraler Insult (Gehirnschlag) gewesen, hätte ich mit schon besagtem rostigen Fuchsschwanz die Schädeldecke öffnen müssen. Eine schweißtreibende Arbeit, dazu kommt noch der nicht sehr delikate Geschmack von Knochenstaub im Mund, den man schwer los wird. Kaum war die Frau Doktor gegangen (die ich übrigens sehr schätzte, weil sie ganz ohne Standesdünkel mit mir plauderte und mir, einem im wahrsten Sinne des Wortes blutigen Laien, geduldig erklärte, was sie gerade im Begriff sei zu tun und weshalb), begann erst mein wahres Martyrium. Ich hatte bei der Städtischen Bestattung den größten Sarg geordert, der vorrätig, doch alle Versuche, mit Hilfe eines Spitalshausarbeiters der guten Frau eine letzte Ruhestätte zu verschaffen, misslangen. Sie war einfach zu breit. Erst bei dem zweiten Sarg, einer Sonderanfertigung, hatten unsere kräftezehrenden Bemühungen Erfolg. Zu sechst trugen wir dann die unförmige Kiste die steilen Stufen zum wartenden schwarzen Wagen empor. Fortsetzung folgt (hoffentlich)
  11. @Jason! Also die Geschichte selbst finde ich schon interressant, sie gehörte halt, wie soll ich`s nur sagen, stilistisch etwas bearbeitet, dh manches weggelassen, anderes dagegen wiederum etwas ausgeschmückt. Titel: "Wie man mit dem Navi dort nie hinkommt, wo man sowieso nie sein wollte". Oder so ähnlich.... Kopf hoch! Hans
  12. Liebe Boardies, eine Fortsetzung, (wir nähern uns den Leichen). Dieses Mädchen war hübsch, sehr hübsch sogar, eine kleine Schönheit! Schlank, sehr schlank, dunkelbraune Augen und neugierig, sehr neugierig! Nach meiner Rückkunft aus Hamburg war ich mangels Bargeld gezwungen, in einem Autodrom im Wurstelprater als Fahrchipsverkäufer zu arbeiten, wo man das Salär täglich ausbezahlt bekam. SIE stand jeden Sonntag mit einer Freundin am Rande des Geschehens und warf mir rehäugige Blicke zu, die an Eindeutigkeit nichts vermissen ließen. Natürlich ließ ich sie gratis fahren, alle hübschen Mädels dürfen gratis fahren, das nennt man Emanzipation! Ich selbst war nicht mal krankenversichert, hätte ich mir den Fuß gebrochen, hätte ich mir das selbst zahlen müssen. Die Arbeitszeit von 12 Uhr mittags bis 24 Uhr kam mir auch sehr gelegen. (Langschläfer, der ich bin). Zum Gespött meiner zwei Kollegen wurde ich erst, als ich ihnen mitteilte, dass ich 150-200 Schilling pro Abend verdiente. Sie verdienten fast das Doppelte, weil sie bei der Rückgabe des Wechselgeldes nicht ganz so penibel waren. Dieser Job war eigentlich recht lustig, weil die Fahrgäste sehr heiter oder sehr betrunken waren oder beides. Weniger lustig empfand ich es allerdings, als ich um ein Uhr morgens in der Unterführung am Praterstern zusammenge- schlagen wurde, weil ich den drei miesen Typen nicht meine letzte Zigarette geben wollte. Die Liebe zum Autodrom war gestorben, nicht aber die Liebe zu meiner rehäugigen Freundin! Nur sonntags hatte sie Ausgang, den verbrachten wir dann in meiner Substandardwohnung im 20. Wr. Gemeindebezirk. Das war sehr schön. Ansonsten arbeitete sie als Verkaufslehrling in einem Herrenausstattungsgeschäft. Unweit der Wiener Börse befand sich die Personalaufnahmestelle der Gemeinde Wien, Abteilung Gesundheitswesen. Es war nicht leicht, der sich dort befindlichen Beamtin klarzumachen, dass ich in einer Prosektur arbeiten wolle! Sie war von der Überzeugung besessen, dass ich nekrophil seie und es war auch nicht leicht, ihr klarzumachen, dass mein Ansinnen ein auf Neugierde beruhendes seie, gepaart mit einem sozialem Helfersyndrom. Ein anderes Gegenargument ihrerseits war: "Wie stellen sie sich das vor, da gibt es Dutzende in den Wiener Spitälern, die schon monatelang, ja, jahrelang darauf warten, diesen Job zu bekommen"! Meine Antwort war: " Ich möchte nächsten Montag beginnen". Randbemerkung: Fast alle Leute, die ich traf, waren felsenfest davon überzeugt, dass man, erstens, in dieser Branche wahnsinnig gut verdient, und, zweitens, man jeden Tag eine Flasche Rum gratis zur Vertrinkung bekäme. Dem ist (war) nicht so. Ad eins: Als Buchdrucker hätte ich das Dreifache verdient. Ad zwei: Hätte ich nur das kleinste (Alk)-Fähnlein gehabt, wäre ich selbigen Tags noch fristlos gekündigt worden. Ein großer, kräftiger Hausarbeiter begleitete mich die Stufen in das Reich der Toten hinunter, um mich aufzufangen, sollte ich angesichts der ersten Leiche ohnmächtig werden. Unverrichteterdinge verließ er schon wenige Minuten später das Leichenetablissement. Der Kollege, etwa 50 Jahre alt, der mich einschulte, klagte ständig über einen diffusen Druck auf der Leber. Er hatte sich bei einer infektiösen Leiche Hepatitis "C" eingeheimst. Das Saufen kam freilich auch noch hinzu). Schon nach wenigen Wochen in denen er mich in die Geheimnisse des Aufschneidens, Zerlegens, Zunähens und Einsargens eines Totens eingeweiht hatte, war er plötzlich verschwunden, er verbrachte seine Tage bei seinem Sohn, der in der Portierloge saß und sein Dasein unter Zuhilfenahme mehrerer Doppler des weißen Weines fristete. Eine lustige Geschichte: (Untertitel: Meine Freundin kommt zu Besuch). Dieses zierliche Persönchen hatte tatsächlich die Neugier und die Courage mich an meiner Arbeitsstätte zu besuchen. Schnurstracks stapfte sie die Stufen bergab, stutzte nur kurz, und begab sich dann recht flott zur nächstgelegenen Leiche, deren Schädeldecke ich kurz zuvor mit einem rostigen Fuchsschwanz (kein Scherz) entfernt hatte, um die leere Kopfhöhle und das danebenliegende Hirn zu aus nächster Nähe zu begutachten. Allerdings fand ich ihre Fragen sehr drollig. (Bitte, nicht zu vergessen, dass sie durch die katholische Gehirnwäsche geprägt war!) "Was passiert denn eigentlich mit der Seele eines Toten und wie sieht diese aus"? Ich versuchte, etwas Unfassbares in Worte zu fassen, etwa so: Die Seele verlässt nach drei Stunden den Körper, sie sieht aus wie ein gelber Badeschwamm, lässt sich dann am Heizkörper nieder, (der bei uns an der Decke angebracht war), wird immer transparenter und verschwindet dann vollends. Sie glaubte diesen Humbug tatsächlich, was meiner Liebe zu ihr keinen Abbruch tat. Das nächste Mal werde ich über eine lustige Pathologin erzählen, über eine winterliche Fahrt in das Hainburger KH und Kunstfehler, die einem Primarius auch passieren können, die aber dem Patienten das Leben gekostet haben. (Alles schon verjährt, keine Regressforderungen mehr). Bleibt mir gewogen, das wünscht sich, Hans
  13. Danke, Grazer Tourer, ich werd`s versuchen. Wenn Ihr nichts mehr hört von mir, dann bin ich in den unendlichen Weiten des WWW verschwunden...
  14. Ja, und es war gar nicht so leicht, die USB-Verbindung zwischen Gänsekiel und Faltrechner herzustellen!
  15. Das ist eine ganz ausgezeichnete Idee, Caillie!!! (Leider weiß ich nicht, ob ich Word installiert habe, nicht, wie man da reinschreibt, nicht, wie man zwischenspeichert und auch nicht, wie man den Text kopiert). Ich trage auch nur Schuhe mit Klettverschluss, weil ich nicht weiß, wie man Schnürs Enkel bindet! Trotzdem vielen Dank für die bei mir leider verlorene Liebesmüh`.
  16. Ganz lieb, verehrtes Lotusblumerl! Schluchz!
  17. Danke, lieber Jason, Deine tröstlichen Worte sind Balsam für meine arme Seele, you made my day! :flower: Hans PS: Storys lt. Duden
  18. Maßstab 1 : 1 ???
  19. @soulman, ich habe schon seit meiner Kindheit ein Faible für Raupenfahrzeuge aller Art. Was eine "reaktive Panzerung" ist, weiß ich dank Google seit fünf Minuten. Meine Fragen: Welche Ausmaße hat das Gerät? Ist es auch fahrfähig, bzw läßt sich ein Motor einbauen (ev. mit Fernsteuerung)? LG, Hans
  20. Liebe Boardies, da das heutige TV-Gesülze tres miserable war, ist mir wieder ein Geschichtlein in den Gänsekiel geflossen, genauer, eine Hagiographie, nämlich das Leben des hl. Biciclius, des Schutzpatrons der Radfahrer, der im vorvorigen Jahrhundert lebte: Der Wind pfiff um die schroffen Spitzen der südlichen Ausläufer der Dolomiten, als plötzlich durchs Sturmgetos der schrille Schrei eines Neugeborenen unüberhörbar zu vernehmen war. Den guten Menschen in Cambio di Campagnolo rann es kalt den Rücken runter! Wahrscheinlich weil es regnete und die Dächer nicht ganz dicht waren, genau wie der stolze Vater, von Beruf Radrahmenbauer. Er baute die schönsten Rahmen im Trentino, kein Wunder, entwendete er doch nach und nach aus dem kleinen Schlößchen, das sich schmiegsam an die Hügel rankte, alle blöd herumhängenden Ölbilder, entrahmte diese, und baute mit oder aus diesem vergoldetem Holz seine Rahmen. Das lieb Mütterlein war eine angelernte Einspeicherin, als Rohstoff dienten ihr die Speichen von alten Regenschirmen, die ja überall herumliegen oder stehen, weil sie bekanntlicherweise gerne vergessen werden. So fristeten die Beiden ein karges, aber unzufriedenes Dasein. Aus der Kindheit des hl. Biciclius ist nur wenig überliefert, doch fiel seinen Erzeugern auf, dass wenn Bici, so nannten sie den Kleinen liebevoll, seine Hand auf ein Laufrad legte, jeglicher Hoch- oder Seitenschlag wie durch ein Wunder in Windeseile verschwand und sich in eitel Wohlgefallen auflöste, wie der Herr Papa, wenn er genug des Grappas getrunken hatte. Auch über die Schulzeit, die Bici in der zweiklassigen Volksschule im Nachbarort Colnago verbrachte, weiß sein Lehrer, Herr Caesare Matto, wenig zu berichten. Dass er die Schulhefte, zwei Jahre lang mit Fahrrädern vollkritzelte, anstatt Lesen und Schreiben zu lernen, wurde doch mit einem Einser benotet, weil die Räder, die er zeichnete, so schön waren. Bici, so wollen auch wir ihn fortan nennen, sparte eisern, woher er das Geld hatte, entzieht sich unserer Kenntnis (Opferstock?) und so konnte er sich schon als Zwölfjähriger ein Vorderrad leisten, mit dem er auch sein erstes Rennen bestritt. Wie nicht anders zu erwarten, gewann er dieses und somit auch eine Medaille aus dubiosem Buntmetall, deren Aversseite (Vorderseite) recht hübsch geschnitzt war, die Reversseite (Hinterseite) aber leer, da er ja ohne Hinterrad gefahren war. Der heilige Biciclius war auch ein Erfinder! So erfand er, als er wieder einmal den ganzen lieben langen Tag mit Trainieren, Beten und Grübeln verbracht hatte, überraschenderweise die Fahrradbremse. Mit diesem zugegebenermaßen sehr nützlichem Accessoire wurde er weit über die Grenzen seiner Heimatprovinz bekannt. Dies führte zu einer drastischen Abnahme der Unfälle, besonders bei Bergabzeitfahren! Wie die meisten uns überlieferten Heiligen, hatte auch Bici ein frugales, aber streng durchdachtes Ernährungskonzept. So nahm er zum Beispiel nur Honig (Nektar) von vegetarisch lebenden Bienen zu sich und trank nur den etwas herben Wein (Ambrosia), der auf den verkrüppelten Stöcken in den schattseitig gelegenen Rieden von Cambio di Campagnolo wuchs, was vielleicht die Erklärung sein könnte, dass sein Antlitz, auf den wenigen uns erhaltenen gebliebenen Kupferstichen, leicht sauertöpfisch wirkt. Ein weiteres Wunder, sich schon in der Adoleszenz begeben habend, war, dass sich anders als bei seinen Teamkollegen, sein Rennrad, sobald Scherben von Glasflaschen, die besoffene Bauern weggeworfen hatten, auf der Straße lagen, sich etliche Zentimeter wie von Geisterhand erhebend, darüber hinwegglitt, ohne Schaden zu nehmen! Ja, in hellen Neumondnächten vermeinten viele Gläubige, einen leichten Anflug von Heiligenschein an Bici wahrgenommen zu haben. Alle Admiranten liefen herbei, um die einzige, sich im Familienbesitz befindliche Banknote (50 Lire) segnen zu lassen, waren doch dann auch sie im Besitz eines Heiligen Scheins! Nicht nur die Bremse hat unser über alles geliebter und verehrter Bici erfunden! Auch die Pedalclips! Da die Zehennägelschere in Cambio di Campagnolo eine etwas untergeordnete Rolle spielte, (Das heißt, niemand hatte eine oder kannte jemanden, der eine gehabt hätte), wuchsen so Bicis Zehennägel fröhlich so vor sich hin und krümmten sich alsbald ums Pedal. Alles klar? Ein weiteres Wunder! Gar viele seiner Adepten versichern glaubwürdig, eine weiße Taube über diesem gesegnten Haupte schweben gesehen zu haben. Dies ist nicht von der Hand zu weisen, haben doch Paläophrenologen unzweifelhaft auf dem skelettiertem Schädel des hl. Bici rückseitig Ätzspuren festgestellt, ein Umstand, der zweifelsohne auf Taubenkot zurückzuführen ist! Über das spärliche Sexualleben von Bici ist nur ein Umstand überliefert. Wenn er um die wenigen vorhandenen Jungfern balzte und von diesen auf das Schnödeste abgewiesen wurde, sang er des nächtens stundenlang (mehrstimmige!) Choräle, zum Entsetzen seiner Erzeuger, aber zum Gaudium des ortsansässigen Pfaffen. Der heilige Biciclius starb jung, wie es sich für Helden und Heilige geziemt. Er hatte beim Bergabzeitfahren vergessen, die von ihm erfundenen Bremsen zu montieren. Wir werden ihn alle schmerzlich vermissen, aber seiner gedenken. Liebe Grüße an alle Boardies, Hans
  21. Danke für den Tipp, hab`schon gemailt, leider nichts mehr vorhanden. Hans
  22. I`m not amused ....
  23. Das war aber ein ganz ganz liebes Posting! Ich weiß jetzt gar nicht, was ich sagen soll !!!
  24. Einen Schädelbasisbruch...
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