"Die Presse", 21.07.2007:
Neue Vorwürfe gegen den Träger des Gelben Trikots bei der Tour de France. Der Däne Michael Rasmussen soll vor fünf Jahren versucht haben, Doping-Präparate nach Italien zu schmuggeln. Wie der 31-jährige Mountainbike-Fahrer Whitney Richards aus den USA gegenüber der Nachrichtenagentur AP bestätigte, habe Rasmussen versucht, ihn im März 2002 als Kurier für ein nicht zugelassenes Hämoglobin-Präparat zu missbrauchen.
Rasmussen habe ihn damals gebeten, ein Paket mit Radfahrschuhen nach Italien zu bringen, so Richards. In dem Paket seien jedoch keine Schuhe, sondern 14 Beutel mit einem blutähnlichen Stoff gewesen. Bei dem Stoff habe es sich um das Hämoglobin-Präparat "Hemopure" gehandelt.
Richards sagte, er habe das vermeintliche Schuhpaket von einem gemeinsamen Freund mit der Bitte erhalten, es nach Italien zu bringen. Er habe aber nur die unverpackten Schuhe in sein Gepäck nehmen wollen und habe es deshalb geöffnet. Dabei habe er die Beutel entdeckt und deren Inhalt in den Abfluss geschüttet.
Rasmussen wütend
In Italien habe er Rasmussen dann zur Rede gestellt, berichtete Richards weiter. Rasmussen sei sehr wütend geworden, als er erfahren habe, was er mit den Infusionsbeuteln gemacht habe. Seitdem hätten sie nicht mehr miteinander gesprochen.
Rasmussen sei ein "sehr netter Kerl", so Richards. "Das ist, was mir an der ganzen Sache stinkt. Er ist ein wirklich talentierter Athlet und ein superkluger Bursche. Er ist kein Monster. Nur hat er eine schlechte Entscheidung getroffen - und mich dann hineingezogen." Der Däne und er seien im Vorfeld der Mountainbike-WM in Vail 2001 Freunde geworden.
Es tue ihm um Rasmussen, den Radsport und die Tour leid, sagte Richards weiter. Aber er wisse in seinem Herzen, dass er das Richtige getan habe, indem er mit seiner Geschichte an die Öffentlichkeit geht. Er habe Jahre mit sich wegen dieser Geschichte gerungen. "Es ist so, als ob man zusieht, wie jemand das Auto des Nachbarn stiehlt und nichts sagt. Ich habe gemischte Gefühle. Ich will kein Chaos hervorrufen - aber ich bereue nichts", betonte der US-Amerikaner.