Produktionsstätten in Europa wären sicher nicht schlecht, ev gebündelt von mehreren Marken,...bleibt aber noch immer die Abhängigkeit von den Komponentenherstellern,...
Mit den ersten frühlingshaften Tagen des Jahres rollt normalerweise die Fahrradsaison allmählich an: Otto Normalverbraucher holen ihre eingewinterten Gäule aus dem Keller, um sie zum Service zu bringen. Wer sich was Neues gönnen möchte, beginnt mal unverbindlich zu gustieren. Sporthändler räumen ihre Verkaufsflächen um: Ski ins Lager, Räder nach vorn.
Nicht so 2021. Von einer "Kundenfrequenz wie im Frühling" berichten Radshops seit der Wiedereröffnung Anfang Februar - trotz dazwischenliegender Kältewelle. Mit "Verzögerungen bis zu sechs Monaten, vor allem im Mountainbike Segment" ging Rose unlängst offensiv an die Presse. „Jetzt wieder bei deinem Specialized-Partner verfügbar“ lautet die Frohbotschaft, mit der Specialized sein Turbo Levo bewirbt. Was ist da los in der Fahrradbranche?
Wir haben ein Luxusproblem. Trotzdem ist's ungut.
Alex Steurer, Simplon BikesDer Markt wird von seinem eigenen Erfolg überrollt. Und das zu einer Zeit, da die vorrangig in Asien angesiedelten Produzenten den Corona-bedingten, dreimonatigen Totalausfall von 2020 noch lange nicht kompensiert haben - im Gegenteil. Der traditionell volatile, asiatische Arbeitsmarkt - Stichwort Wanderarbeiter - lässt, gepaart mit den aktuellen und mitunter recht spontanen Reiseeinschränkungen, die Produktion noch immer hinterherhinken.
"Wir blicken gespannt aufs Chinesische Neujahr. Ob die Arbeiter für diesen Urlaub heimreisen und danach wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren können, beeinflusst maßgeblich den Produktionsengpass", schildert Alex Steurer von Simplon Bikes.
Die Vorarlberger halten momentan bei mehr Kundenbestellungen, als Ware geliefert bzw. 2021 überhaupt noch ins Ländle kommen wird. „Das ist ein Luxusproblem. Trotzdem ist's ungut“, meint der Zuständige fürs technische Marketing entschuldigend in Richtung Händler und Kunden, denen er aufgrund der bereits breiten medialen Berichterstattung ein erstaunliches Problembewusstsein attestiert.
Der Versender Rose Bikes bat unlängst ebenfalls um Nachsicht für mangelnde Lieferfähigkeit. Speziell bei - schon bestellten - Mountainbikes müssten sich Kunden auf außergewöhnlich lange Wartezeiten von bis zu sechs Monaten einstellen. Grund seien fehlende, fix zugesagte Teile und Komponenten aus Asien für die Bike-Montage. "Wir sind von dieser Situation komplett überrascht", erklärt CEO Thorsten Heckrath-Rose, der nach einem extrem erfolgreichen Geschäftsjahr 2020 (34% Umsatzplus) nun mit einem Umsatzausfall im größeren einstelligen Millionenbereich rechnet.
Das Problem betrifft längst nicht nur die beiden genannten Marken. Vom heimischen Platzhirsch KTM bis zum US-Konzern Trek, vom Online-Anbieter Canyon bis zum global player Specialized – weltweit kämpfen die Hersteller mit den Folgen der Pandemie. Denn, um nur einige Beispiele zu nennen: Auf eine Shimano Ultegra wartet man derzeit zehn Monate, ausgewählte Sram-Komponenten verzögern sich sogar um 600 (!) Tage. Andere Anbauteile, wie z.B. Selle Italia Sättel, sind mit zwei bis drei Monaten Verspätung vergleichsweise bald zu haben.
Hinzu kommen Transportprobleme. In Europa stapeln sich die Container, die am anderen Ende der Lieferkette gebraucht würden, um die Rahmen und Komponenten zu verschiffen. Sie leer zurückzuschicken, kann und will sich keiner leisten. Und in der Luftfracht fehlen mangels Flügen die Kapazitäten. „Die Schiffsfracht hat sich um 500% verteuert, die ob ihres Preises ohnehin nur für ganz dringende Lieferungen bemühte Luftfracht um 200%“, erzählt Steurer aus dem neuen Alltag in der Corona-Pandemie.
Die im Zuge der Corona-Krise förmlich explodierte Nachfrage nach Fahrrädern aller Art trifft also auf globale Produktions- und Lieferengpässe. Es braucht keinen Doktor in Wirtschaftswissenschaften, um sich auszurechnen, wozu das führt: Preissteigerungen, die die Endverbraucher ausbaden müssen.
Hundert Euro und mehr pro Modell sind keine Seltenheit. "Das ist aber nicht das Problem", winkt Rudi Hager ab. "Immer mehr Kunden frustriert wegschicken zu müssen, weil es ihr Wunschrad, egal wie teuer, einfach gar nicht mehr oder erst in eineinhalb Jahren wieder gibt, das bereitet mir langfristig Sorgen", schildert der Geschäftsführer eines kleinen Radshops in Bad Hall, Oberösterreich.
Anders als die Sporthändler in den Schigebieten und Einkaufszentren werden die vom Tourismus und der Gastronomie eher unabhängigen Fachgeschäfte seit der Wiedereröffnung am 8. Februar förmlich überrannt. Zwar hat beispielsweise Rad Hager frühzeitig gegengesteuert: die Vororder für Bikes und Verschleißteile aufs finanzielle und lagerplatztechnische Maximum ausgedehnt, einen neuen Service-Mitarbeiter angestellt, um sich für den erwarteten Run auf die Werkstatt zu rüsten, sowie einen weiteren Hersteller ins Sortiment aufgenommen. Trotzdem sind längst nicht alle Waren rechtzeitig eingetroffen, andere hingegen schon wieder ausverkauft und kein Ersatz in Sicht. "Ich hoffe auf eine Besserung der Situation im Jahr 2022. Aber bei 600 Tagen Lieferzeit kann sich das eigentlich gar nicht mehr ausgehen", meint Hager lakonisch.
Bei Simplon wurde zwischenzeitlich ein ganzes Maßnahmenbündel gestartet, um die Lieferkette zu optimieren. „Diese Schritte sollten bereits 2022 greifen und wirken. Aber es hängt ja nicht einzig an unserer Supply Chain, sondern an so vielen Faktoren. Das macht eine Einschätzung schwer“, gibt Alex Steurer zu bedenken. Eine echte Entspannung der Lage erwarten die Vorarlberger daher eher erst für 2023.
Optimistischer gibt sich diesbezüglich Rose Bikes. Das Unternehmen tätigt aktuell den größten Wareneinkauf seiner über 100-jährigen Geschichte, um im nächsten Jahr wieder „voll lieferfähig“ zu sein, und richtet in Kürze eine neue Management-Position ein, welche für den Einkauf und die Präsenz bei den asiatischen Lieferanten verantwortlich zeichnen soll. Den 2021 unmittelbar betroffenen Kunden sichert Retail-Chef Tim Böker volle Transparenz und Geradlinigkeit zu, um gemeinsam gangbare Lösungen für das Liefer-Dilemma zu finden.
Darüber hinaus sieht CEO Marcus Diekmann die ganze Fahrradbranche in der Pflicht, die Abhängigkeit aus Asien zu reduzieren. "Trotz guter Erfahrungen in der Vergangenheit in vielen Segmenten in Asien müssen auch in Europa Produktionsstätten und -kapazitäten aufgebaut werden”, ist der Rose-Chef überzeugt. "Das ist eine Aufgabe, die die ganze Branche nur gemeinsam auf den Weg bringen kann."
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Produktionsstätten in Europa wären sicher nicht schlecht, ev gebündelt von mehreren Marken,...bleibt aber noch immer die Abhängigkeit von den Komponentenherstellern,...
Sport soll ganz einfach Spaß machen,...
Meine Börse,...
http://bikeboard.at/bikeboerse_neu.php?mode=3
Schön wärs, wenn das hauptsächlich die gschXXXXXen e-MTB träfe..![]()
So einfach wärs.....
(1) 1 Jedermann darf auf Privatwegen in der freien Natur wandern und, soweit sich die Wege dafür eignen, reiten und mit Fahrzeugen ohne Motorkraft sowie Krankenfahrstühlen fahren.
Art 28 Abs 1 BayNatSchG
Gestern wieder erschreckt festgestellt, dass fast nur noch E-MTBs unterwegs sind. Mit dem ständigen überholt werden komm ich gut zurecht aber als uns dann 2 Lustige bergauf am Trail (beschildert mit nur bergab befahren) entgegen gekommen sind is mir auch ein leises gsch***** entwichen.
Und nebenbei bietet sich die Gelegenheit die teils abgehobenen Preise nochmal kräftig zu erhöhen.
mein Posting vom 4. Oktober 2020
20201004_145210 by Gerhard Hayek, auf Flickr
na da habe ich vermutlich alles richtig gemacht - und ja der Rahmen kommt auch in Kürze
Gravelparadies Österreich: https://www.facebook.com/groups/475625059866762/
Meine Touren: https://www.komoot.de/user/375428606080
Ich habe das inetwa so erwartet und bin ganz froh drüber, dass ich einerseits am Gebrauchtmarkt zu sehr vernünftigen Preisen beschaffen konnte, was ich brauchte (Teile + Kompletträder) und vorausschauend viel Zeugs selbst aus China geholt hab (Steuersätze, Lenker, Vorbauten, Innenlager,...) und andererseits im Herbst bei div. Blow-Outs Kassetten, Ketten + Antriebsteile bunkern konnte.
Das Drama hat sich aber jüngst gezeigt, als ich Pedale und Schuhe für die Chefin beschaffen wollte. Gängige Modelle + Größen "glänzen" mit "derzeit nicht lieferbar" und Schlimmerem.... also das wird heuer koa Gaudi für die, die sich was Neues kaufen woll(t)en.
Ich bin auch der Meinung, dass es zwar löblich ist, wenn die Bike-Branche wieder mehr nach Europa holen will, aber die BigPlayer wie Sram/Rockshox, Fox, Shimano werden denen eins Husten und ihre Produktion in Asien belassen. Viell. gibts dann mal ein paar größere europ. Lager, um die Nachfrage abzupuffern, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass speziell Low-/Mid-Preis Teile in Europa preislich konkurrenzfähig produziert werden können.
Und genau das untere bis mittlere Preissegment triffts ja am aller härtesten, weil hier, abgesehen von den Elektro"mopeds" die Masse verkauft wird. Top-Segment wird, denke ich, weniger in dieses Luxusproblem kommen (ausser eben wieder die Stromradler).
...denn DAS ist die eigentliche Krankheit, dass junge bis mittelalte Menschen in der vollen Blüte ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit auf E-Antrieb um steigen. Das will mir nicht in den Kopf.... aber gut - anderes Thema.
btw: wenn wer 105er oder Ultegra-Ketten zu einem guten Preis sucht: XXL Sports hat um 20 - 25€ diese Teile noch im Angebot![]()
In Abwandlung eines Joki Kirschner Spruches. "Ketten machen glücklich wenn man rechtzeitig drauf schaut dass mans hat wenn mans braucht ..."
Ich bin übrigens gar nicht der Meinung, dass Europa bei Komponenten nicht wettbewerbsfähig produzieren könnte. In vielen Branchen ist dies mit ähnlich komplexen Teilen durchaus möglich, z.B. in der Automobilzulieferer Industrie. Dass es Campa durch legendäres Missmanagement verkackt hat, bedeutet nicht dass es nicht machbar wäre.
Man kann auch Rahmen und Gabeln, Kassetten Garbaruk, Vorbauten, eventuell Reifen usw in Europa produzieren.
Kettenproduktion gab es meines Wissens nach lange in Deutschland.
Es hat NUR DER KUNDE IN DER HAND.....
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i'm still standing
2RC°395
www.selberbruzzler.at
www.facebook.com/Selberbruzzler
i tät gern so gscheit radlfahrn können, wie i deppat reden kann
Bin ich froh, dass ich meinen MTB Umbau schon letztes Jahr erledigt hab und für heuer keinen Neukauf oder Umbau bei meinen Rädern geplant hab. Ketten und Reifen für meine Räder sind im Shop (Stand letzten Freitag) auf Lager. Mehr brauch ich hoffentlich heuer nicht![]()
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