×
Kettenwachsen by Der Baranski

Kettenwachsen by Der Baranski

16.06.25 08:12 5.495Text: Der Baranski
Marcus Baranski
Klicke für alle Berichte von Der Baranski
Fotos: Fotorika, Frank Wechsel
Kettenwachsen leicht gemacht - und richtig. Der ultimative Guide für mehr Performance und längere Lebensdauer deiner Antriebsteile.16.06.25 08:12 6.446

Kettenwachsen by Der Baranski

16.06.25 08:12 6.44625 Kommentare Der Baranski
Marcus Baranski
Klicke für alle Berichte von Der Baranski
Fotorika, Frank Wechsel
Kettenwachsen leicht gemacht - und richtig. Der ultimative Guide für mehr Performance und längere Lebensdauer deiner Antriebsteile.16.06.25 08:12 6.446

Noch vor gut zehn Jahren galten heiß gewachste Ketten als spleenige Eigenart – mittlerweile sind sie Stand der Technik. Was einst belächelt wurde, hat sich durch klare Fakten etabliert: Wachs statt Öl bringt messbare Vorteile für Performance und Langlebigkeit des Antriebs.

Optimierter Wirkungsgrad
Mehrfach nachgewiesen – u.a. durch aktuelle Labortests unter der Leitung von Ingenieur Robert Kühnen (veröffentlicht in Tour und Bike): Heiß gewachste Ketten laufen deutlich reibungsärmer als solche mit konventioneller Werkskonservierung oder Öl. Das spart zwar nur ein paar Watt, zählt aber zu den berüchtigten „Marginal Gains“, die spätestens im Rennbetrieb relevant werden.

Drastisch reduzierter Verschleiß
Da Wachs kaum Schmutz bindet, reduziert sich der abrasive Materialabtrag auf Ritzel, Kettenblätter und Schaltkomponenten signifikant. Das schont den Geldbeutel: Eine moderne 13-fach-Kassette wie die SRAM RED XPLR steht mit rund 675 Euro in der Preisliste – da zählt jede verlängerte Standzeit.

  • Schluss mit abgenudelten Antriebsparts...Schluss mit abgenudelten Antriebsparts...
    Schluss mit abgenudelten Antriebsparts...
    Schluss mit abgenudelten Antriebsparts...
  • ... und den Idiotentattoos an der Wade.... und den Idiotentattoos an der Wade.
    ... und den Idiotentattoos an der Wade.
    ... und den Idiotentattoos an der Wade.

Mehr Sauberkeit, weniger Chaos
Wachsbasierte Schmierung hinterlässt kaum Rückstände - keine fettigen Wadentattoos, keine schwarzen Spuren an Sitzmöbeln, Auto-Innenhimmel oder Mamas Wohnzimmerteppich. Damit wird das Kettenwachsen auch zum Gamechanger in Sachen Alltagstauglichkeit und Ästhetik.

 Vom Nerdtum zum Standard. 

Kettenwachsen
  • Kettenwachsen by Der Baranski

Der Einstieg ins Kettenwachs-Game - ganz ohne Hokuspokus

Damit euer Start ins Heißwachsen nicht in einer klebrigen Sauerei endet, gibt's hier den kompakten Leitfaden inklusive Erfahrungswissen und Alltagsfails - gesammelt, ausprobiert und aussortiert vom Baranski höchstpersönlich. Keine Zauberei, aber eben auch kein Platz für Pfusch. Wer es ernst meint, macht's von Anfang an richtig.

1. Fangt mit einer frischen Kette an
Wachs haftet nur auf wirklich sauberen Metalloberflächen. Gebrauchte Ketten sind mit Öl, Fett, Staub und Mikroabrieb kontaminiert - keine gute Grundlage für langlebige Wachsbindungen. Neue Kette kaufen, idealerweise mehrfach, dann habt ihr gleich Material für den Wechsel parat. Der ab Werk aufgebrachte Rostschutzfettfilm muss ohnehin restlos runter.

2. Qualität zahlt sich aus - auch bei der Kette
Nicht jede Kette ist wachsfreundlich. Günstige No-Name-Ketten, vor allem gewisse KMC-Budgetserien, neigen zu schneller Korrosion - selbst bei sauberem Setup. Meine Empfehlung: Shimano Ultegra oder XT, SRAM Force oder RED. Warum? Vernickelte, verchromte Komponenten, präzise Toleranzen.

Detailansicht
Vorkonfigurierte, eingefahrene Rennketten je nach Übersetzungswahl.

3. Rennkette? Gönn dir den Extra-Step!
Für Race-Day-Setups fahren wir neue Ketten auf dem Indoortrainer ein. Ziel: Metalloberflächen polieren, Mikropartikel entfernen. Ergebnis? Bei der ersten Reinigungsrunde löst sich eine beachtliche Brühe aus Ölresten und Abrieb. Danach wird die Kette final behandelt und zugeschnitten - passend zur Rennübersetzung. Tipp: Den passenden Längen-Guide gibt's hier.

4. Noch Fragen oder keine Lust auf DIY?
Im derbaranski.shop gibt's alles Nötige - vom Wachs über Werkzeug bis zu komplett vorbereiteten Ketten. Nicht nur für Technikfreaks, sondern auch für alle, die lieber fahren als schrubben.

  • Kettenwachsen by Der Baranski

Entfetten - der aufwendigste, aber wichtigste Schritt

Bevor Wachs überhaupt eine Chance hat, muss das ab Werk aufgetragene Schutzfett restlos runter. Diese "Werkskonservierung" schützt primär gegen Rost im Container oder Lagerregal, hat aber nichts auf einem laufenden Antrieb verloren. Korrosion ist ein globales Thema – vor allem bei Überseetransporten oder längerer Lagerung. Auch SRAM-Ketten aus europäischer Produktion kommen dick eingepackt in weißer Schmierpampe.

Die Erfahrung zeigt: Der häufigste Grund für versagende Wachsperformance ist schlechtes oder unvollständiges Entfetten. Wer hier schlampt, bekommt spätestens nach 100 Kilometern das akustische Feedback in Form eines quietschenden Antriebs. Also: Sorgfalt lohnt sich. Und dieser Aufwand fällt – wenn richtig gemacht – auch wirklich nur einmal an.

  • Links seht ihr den ersten Gang,...Links seht ihr den ersten Gang,...
    Links seht ihr den ersten Gang,...
    Links seht ihr den ersten Gang,...
  • ... rechts dann das klare Waschbenzin nach mehreren Durchgängen.... rechts dann das klare Waschbenzin nach mehreren Durchgängen.
    ... rechts dann das klare Waschbenzin nach mehreren Durchgängen.
    ... rechts dann das klare Waschbenzin nach mehreren Durchgängen.

Waschbenzin statt Wunderchemie
Der Baranski schwört auf einen simplen Dreiklang: Waschbenzin, Einmachglas, Mikrofaserlappen. Keine Aerosole, keine fancy Spezialreiniger. Einfach oldschool, effektiv und günstig. Die fabrikneue Kette über Nacht ins Glas, anschließend mehrfach spülen, bis das Benzin klar bleibt. Je nach Kettenhersteller sind zwei bis vier Durchgänge normal – SRAMs weiße Werksbeschichtung hat's in sich. Optional: Altes Benzin durch Kaffeefilter jagen und wiederverwenden. Pro-Tipp: Gleich mehrere Ketten gleichzeitig reinigen, denn der Aufwand lohnt nur in Serie.

Bremsenreiniger? Nope. Aceton? Doppel-nope.
Bremsenreiniger klingt praktisch, ist aber teuer, unter Umständen rückfettend und daher kontraproduktiv. Und Aceton? Sieht nur auf dem Etikett nach Lösungsmittel aus – in der Praxis bleibt Fett zurück oder das Metall wird zu aggressiv behandelt. Das Resultat: Wachs hält nicht richtig, Rückstände kommen wieder hoch, und die Kette beginnt nach wenigen Kilometern zu versiffen.

Auch wenn Aceton zuverlässig Nagellack entfernt – für fett- und ölbasierte Rückstände auf Metallteilen ist es schlicht ungeeignet. Im Vergleich zu Waschbenzin wirkt es oberflächlich, lässt Rückstände zurück und sorgt dafür, dass das Wachs später nicht richtig haftet. Kein Wunder also, dass Beschwerden über schlechte Standzeiten bei gewachsten Ketten häufig genau auf diesen Fehler zurückzuführen sind.

Der Baranski kennt das Spiel: Sobald das Thema auf mangelnde Haltbarkeit kommt, stellt sich fast immer heraus – da war Aceton im Spiel. Wer’s nicht glaubt, möge sich das verlinkte Video und die Laboranalyse der Uni Mainz zu Gemüte führen.

Nach der Waschbenzinreinigung kürzen dann viele Leute ab und geben die Ketten nach dem Ablüften ins heiße Wachs. Kann man so machen und das Ergebnis wird für die meisten vielleicht auch reichen, aber hier soll es ja um den Goldstandard gehen.

  • Kettenwachsen by Der Baranski

No Shortcuts: Ultraschall - der wahre Gamechanger beim Entfetten

Wer meint, nach dem Waschbenzin sei die Kette blitzsauber, irrt gewaltig, denn der sichtbare Dreck ist nur die halbe Wahrheit. Erst ein ordentliches Ultraschallbad offenbart, was wirklich noch im Inneren steckt: zusätzliche Fettreste (linkes Bild) und - mindestens genauso kritisch - feinste Metallspäne aus der Produktion (rechtes Bild). Und genau die wirken in Kombination mit Wachs wie ein internes Schleifpapier.

  • Kettenwachsen by Der BaranskiKettenwachsen by Der Baranski
  • Kettenwachsen by Der BaranskiKettenwachsen by Der Baranski

Wachs + Späne = Schleifpaste
Ohne Tiefenreinigung landet all das genau dort, wo das Wachs eigentlich schmieren soll - in Bolzen, Rollen und Laschen. Das stört nicht nur die Adhäsion, sondern sorgt langfristig für vorzeitigen Verschleiß. Wer hier spart, ruiniert sich die Vorteile des Kettenwachsens schon im Ansatz.

Nicht jeder Ultraschall ist geeignet
Entscheidend ist die Geräteleistung - sowohl bei der Ultraschallfrequenz als auch bei der Heizfunktion. Der Baranski setzt hier auf ein Profigerät von Allpax: 360 Watt Ultraschall, 450 Watt Heizleistung. Wer's günstiger will, kann das Wasser auch separat (z. B. per Wasserkocher) vorheizen. Wichtig: Haushaltsgeräte aus Omas Schmuckkasten (Brille, Gebiss & Co.) sind keine Option. Die Leistung reicht nicht - Punkt.

Weniger ist mehr - auch bei der Reinigungschemie
Ein Spritzer (wirklich nur ein Spritzer!) alkalischer Ultraschalllösung genügt. Mehr reinzuschütten oder die Laufzeit unnötig zu verlängern, bringt nicht mehr Sauberkeit, sondern Risiko: Selbst hochwertige Ketten beginnen dann zu korrodieren oder laufen optisch an. 10 Minuten reichen völlig.

Brandgefährlich: Lösungsmittel im Ultraschallgerät
Und weil auch das immer wieder gefragt wird: Nein, brennbare Lösungsmittel haben im Ultraschallgerät nichts verloren. Fett hin oder her, wenn's pufft, ist mehr kaputt als nur die Kette. Das ist keine urbane Legende, sondern brenzlige Realität.

  • Kettenwachsen by Der Baranski

Abwaschen der letzten Reste von Fett- und Seifenfilmen

Bevor die Kette ins wohlverdiente Wachsbad darf, muss auch der letzte Film von Ultraschallreiniger und Alkalilösung runter. Denn: Was aussieht wie sauber, fühlt sich oft noch leicht schmierig an. Der Baranski setzt an dieser Stelle auf Isopropanol im Einmachglas – simpel, effektiv, rückstandslos. Der Alkohol entfernt letzte Fett- und Tensidreste zuverlässig und verdunstet rückstandsfrei.

Profi-Tipp aus der Fahrradproduktion
Nicht umsonst ist Isopropanol auch in der Radmontage Standard: Er entfernt Schmierfilme, ohne Lack, Kunststoff oder Gummi anzugreifen. Große Hersteller verbrauchen davon tonnenweise - und das nicht ohne Grund.

Keine Experimente mit Restbeständen
Was man jetzt nicht mehr braucht: Gut gemeinte Improvisationen à la „Ich hab da noch Muc-Off Entfetter rumstehen“. An dieser Stelle ist wirklich klinisch sauber gefragt – nicht „irgendwie nochmal drüber“. Wer jetzt pfuscht, ruiniert sich das Anhaften des Wachses und darf später die Ursachenforschung bei quietschender Kette neu starten.

Entsorgung: Klarer Fall, kein Abfluss
Die verwendeten Reinigungsflüssigkeiten gehören nach dem Einsatz zur Sondermüllsammlung – also ab zum Wertstoffhof. Der Baranski wird regelmäßig gefragt, ob man das nicht einfach ins Klo oder Spülbecken kippen kann. Klare Antwort: Nein. Auch wenn’s flüssig ist, bleibt’s Chemie. Wer sowas macht, sollte sich mal mit Kläranlagen-Mechanikern unterhalten – und nebenbei auch mit dem eigenen Gewissen.

  • Kettenwachsen by Der Baranski

Ab ins heiße Wachsbad im Schongarer

Sind die Ketten vollständig getrocknet und fettfrei, folgt der finale Schritt: das Wachsbad. Der Baranski nutzt dafür das Swisher Tool von Molten Speed Wax – ein Metallhaken, mit dem die Ketten bequem in das heiße Wachs getaucht und während des Bads bewegt werden können.

Das richtige Setup: Schongarer statt Kochtopf
Zum Einsatz kommt ein 3,5-Liter-Keramik-Schongarer, kein schnöder Kochtopf. Der Vorteil: konstante Temperatur, keine Überhitzung, keine Sauerei. Die ideale Temperatur liegt bei rund 90 °C – das sorgt für eine dünnflüssige, gleichmäßige Wachskonsistenz ohne die hitzebedingte Zersetzung von Additiven wie Wolframdisulfid oder Molybdänsulfid, die in vielen Paraffin-Wachs-Mischungen enthalten sind.

  • Kettenwachsen by Der BaranskiKettenwachsen by Der Baranski
  • Kettenwachsen by Der BaranskiKettenwachsen by Der Baranski

Rühren nicht vergessen
Während die Kette im Wachs schwimmt (Dauer: etwa 3–4 Minuten), wird mit echter Hingabe gerührt. Denn nur so gelangt das Wachs tief in die beweglichen Teile des Kettenglieds. Kleine Kosmetik-Schmelztöpfchen sind hier fehl am Platz: Zu wenig Volumen, zu wenig Bewegungsspielraum.

  • Kettenwachsen by Der BaranskiKettenwachsen by Der Baranski
  • Kettenwachsen by Der BaranskiKettenwachsen by Der Baranski

Warum kein Kochtopf auf dem Herd?
Weil es zu heiß und gefährlich wird. Temperaturen über 100 Grad zerstören nicht nur die Schmierleistung des Wachses, sondern können bei Unachtsamkeit auch zu Wachsbrand führen. Und: Wachsspritzer auf dem Ceranfeld sind der sichere Weg zum Küchenverbot. Baranski spricht aus Erfahrung – und empfiehlt dringend, den Schongarer ausschließlich fürs Bike-Setup zu verwenden.

Kein Ultraschall-Wachs-Mythos bitte
Wachs per Ultraschallgerät "einmassieren"? Klingt fancy, ist aber technisch sinnfrei. Ist die Kette einmal gesättigt, geht nichts mehr rein. Ultraschall hilft beim Entfetten, aber nicht beim „Wachsboost“.

  • Kettenwachsen by Der Baranski

Das Einbrechen der gewachsten Kette

Hat man alles richtig gemacht, ist die frisch gewachste Kette nach dem Abkühlen erstmal steif wie ein Brett. Kein Zeichen von Fehler, sondern im Gegenteil: ein Qualitätsmerkmal. Paraffin durchdringt die Gelenke vollständig und legt sich satt um Bolzen, Hülsen und Rollen. Ergebnis: eine Kette, die man problemlos als Lineal verwenden könnte.

  • Kettenwachsen by Der BaranskiKettenwachsen by Der Baranski
  • Kettenwachsen by Der BaranskiKettenwachsen by Der Baranski

Zum Aufbrechen empfiehlt Baranski ein simples Kunststoffrohr. Kette einfädeln, biegen, durchdrücken - wiederholen. Das sorgt für erste Beweglichkeit und verhindert Stress beim Aufziehen. Danach kann sie ans Rad. Dort heißt es: Ein paar Minuten locker kurbeln und die Schaltung einfahren. Wichtig: Wenn's anfangs leicht rattert, nicht panisch an den Einstellschrauben drehen. Nach kurzer Laufzeit pendelt sich alles wieder ein, und zwar meist besser als zuvor.

  • Kettenwachsen by Der Baranski

Welches Heißwachs ist das beste?

Fragt man die Hersteller, ist klar: Ihr Produkt ist selbstverständlich das Beste, meistens sogar „um Welten“. Belegt durch hauseigene Tests, mit hübschen Diagrammen und sehr viel Eigenlob. In Baranskis Kopf klingelt da zuverlässig die Bullshit-App.

Real Talk zur Wachs-Wahl
Es gibt ein paar Gurken im Regal, meist erkennbar an übertriebenen Werbeversprechen und fancy Verpackung. Doch wer im oberen Qualitätssegment fischt, bekommt bei den etablierten Marken recht ähnliche Rezepturen: Paraffin plus Additive wie Wolframdisulfid oder Molybdänsulfid – fertig. Unterschiede gibt’s, aber keine Revolution.

Der Baranskis Dauerbrenner: Molten Speed Wax
Seit Jahren schwört er auf das US-Produkt Molten Speed Wax – simpel in der Anwendung, langlebig in der Performance und bei entsprechender Kettenvorbereitung extrem haltbar. Preislich fair, wobei die Additive den Großteil des Werts ausmachen und nicht das Paraffin an sich.

High-End auf Bestellung: Dry Fluid Formula S Chain-Ceramic
Für seine vorkonfigurierten Ketten setzt Baranski noch eins drauf: Dry Fluid Formula S Chain-Ceramic. Zusammen mit dem Berliner Schmierstoffhersteller Dry Fluid entwickelt, basiert es auf einer modifizierten Wachsbasis, hält signifikant länger, muss nicht erst „eingefahren“ werden und läuft von Beginn an seidenweich. Der Nachfüllpartner: Dry Fluid Highend Kettengleitstoff – ebenfalls im Sortiment.

Wer tiefer einsteigen möchte oder einfach nur Nachschub braucht: In der Rubrik Schmierstoffe im derbaranski.shop gibt’s alles zum Thema Wachs, Gleitmittel und sinnvolle Ergänzungen. Und warum das Nachschmieren trotz Heißwachsen ein Thema bleibt, erfahrt ihr gleich im nächsten Abschnitt.

  • Kettenwachsen by Der Baranski

Wann und wie schmiert man gewachste Ketten nach?

Einmal gewachst ist nicht für immer gewachst - aber fast. Aus Baranskis Sicht gilt: Wer es richtig macht, behandelt seine Kette ausschließlich mit Heißwachs nach. Das geht am besten mit einem Rotationssystem: Mehrere vorbereitete Ketten im Umlauf, und nach jeweils 300-500 Kilometern kommt eine frische aufs Rad, die andere zurück ins Wachsbad. Durch das erneute Schwenken im warmen Paraffin wird alter Staub gelöst und neuer Schmierfilm gebildet. Klar, etwas Dreck landet im Bad - aber bei rund 3-4 g Wachs pro Kette sind minimale Rückstände locker verschmerzbar. Für besonders gründliche Fälle geht's vorher nochmal ins Waschbenzin zur Wachsentfernung light.

Was nicht mehr empfohlen wird: Der gute alte Kochtopf. Statt einem sauberen Wachsfilm bekommt man hier eine Mischung aus Schmutz, Dampf und Paraffinresten, die sich nicht mehr ordentlich abspülen lässt.

Flüssigschmiermittel - die praktikable Notlösung
Manchmal ist das Leben eben kein Workshop. Auf Tour, im Trainingslager oder wenn der Bock zur Schrauberei fehlt, darf auch nachgeträufelt werden. Dann aber bitte mit System und Qualität. Baranskis Empfehlung: Dry Fluid auf Alkoholbasis - dünnflüssig, kapillaraktiv und in Tests auf Augenhöhe mit Heißwachs.

Nicht mehr auf dem Zettel: Wachsbasierte Driplubes wie Squirt. Zu dickflüssig, zu geringe Standzeit, zu schmutzanfällig. Wer es trotzdem probieren will: Produkt aufwärmen (Heizung!), gut schütteln und korrekt applizieren - schräg geschaltet, vom oberen Bereich des Ritzelpakets beim Rückwärtskurbeln aufgetragen.

Wichtig: Über Nacht einziehen lassen, am nächsten Morgen überschüssiges Schmiermittel abwischen. Aber: Wer Flüssigmittel nutzt, muss sich vom Traum der blitzsauberen Kette verabschieden. Auch "trockene" Driplubes hinterlassen sichtbare Rückstände.

Wachs bei Regen, Matsch und Frost? Absolut.
Gewachste Ketten sind nicht nur was für Sonnenfahrer. Auch bei Sauwetter performen sie solide, solange man das Rad nach der Ausfahrt nicht nass und verdreckt in die Ecke stellt. Schlamm und Wasser lassen sich einfach mit dem Gartenschlauch abspülen, danach kurz durch den Lappen ziehen. Fertig. Flugrost? Nur bei Vernachlässigung.

Und das Gerücht, dass Heißwachs bei Frost versagt? Laut Baranski völliger Quatsch. Getestet bis -12 °C, ohne Einbußen. Wer's kälter braucht, sollte sich eher Gedanken über Zehen und Finger machen und nicht über die Kette.

  • Kettenwachsen by Der Baranski

Der Rest ist einfach: fahren, freuen, fertig.

Ist die Kette eingefahren, läuft sie leise, effizient und überraschend sauber. Während andere noch fleißig tropfen und nachwischen, fährt die Wachser einfach weiter - sauber, trocken und mit gutem Gewissen. Die sogenannte Nähmaschinenfraktion darf gerne weiter schmieren und ihre Watt verschenken.


Geschrieben
Kettenwachsen leicht gemacht - und richtig. Der ultimative Guide für mehr Performance und längere Lebensdauer deiner Antriebsteile.



BIKEBOARD - hausgemacht seit 2001: Auf Bikeboard gibt’s keine nervenden Pop-Ups, keine lästige Katzenfutter-Werbung, keine im Hintergrund mitlaufenden Tracker; dafür kurze Ladezeiten, ausschließlich relevanten, intern produzierten Content und 100% Privatsphären-Schutz.

 

Wenn ihr uns etwas zurückgeben möchtet:

🗞️ Abonniert und lest den Bikeboard-Newsletter

💬 Diskutiert mit und kommentiert unsere Beiträge

✍️ Registriert euch auf Bikeboard.at

  • Like 1
  • Thanks 1
Geschrieben

Interessanter Bericht. Fahre die Baranski DryFluid Kette weil die Nachbehandlung einfacher ist. 

Gerade bei der Sram Red, bei der man den Powermeter mit den Kettenblättern tauschen muß, ein echter Gamechanger. Bin sehr zufrieden.👍

Geschrieben (bearbeitet)

Ein bisschen stutzig macht mich, dass Azeton kein Lösungsmittel sein soll und nicht rückstandsfrei verdunstet. Es ist/kann natürlich beides.

 

Azeton ist halt nicht das ideale um Fette zu lösen (Grundsatz: gleiches mit gleichem), es löst Fette also lange nicht so gut wie Waschbenzin. Wenn man nach Azeton Rückstände sieht ist das nicht Aceton, sondern die Rückstände vom Fett/Verschmutzungen die nicht gelöst wurden. Aber nach einer gründlichen Erstreinigung mit Waschbenzin habe ich da eigentlich gute Erfahrungen gemacht, die Kette ist dann spürbar trockener.

 

IPA ist natürlich im Zweifel das bessere. Wenn man davor noch wasserbasiert im US reinigt muss man halt sehr gründlich im IPA spülen um das Wasser wirklich wieder aus jeder Fuge rauszubekommen.

 

Interessant könnten auch wasserfreie Reinigungsmittel, z.B. aus dem Uhrmacherbereich (Elma WF Pro + Elma Suprol Pro) sein, die könnte man dann auch direkt in den US geben. Das habe ich aber auch noch nicht probiert. Diese Mittel sind halt auch ziemlich teuer und vermutlich ist Waschbenzin einfach die praktikabelste Lösung für den Alltag.

Bearbeitet von thingamagoop
Geschrieben

Was kann ich machen wenn ich meine gewachsten Ketten nicht nach der Baranski Methode entfettet habe und mir nun nicht sicher bin ob diese jetzt ausreichend entfettet ist?

 

Reichts im US Bad das Wachs zu lösen in 2 Durchgängen und dann von vorne mit der o.g. Methode zu verfahren?

Muss ich das Wachs im Bad wegwerfen da bereits verunreinigt?

 

Kann ich auch einfach Spüli ins Wasser geben zur abschließenden Reinigung?

Geschrieben

Von Silka gibt's chips, sie du ins wachs dazu gibst und damit auch eine nicht entfaltete Kette wachsen kannst. Die Chips wandern das Öl scheints um, da das wachs wie auch das Öl auf erdöl basieren.

Geschrieben (bearbeitet)

"Bremsenreiniger klingt praktisch, ist aber teuer, oft rückfettend "

 

wirklich? Woher kommt die Behauptung? Fett auf der Bremsscheibe oder den Belägen? Wohl eher nicht.

 

99% der Nagellackentferner sind  acetonfrei, WEIL es eben entfettet und dadurch Fingernägel brüchig macht

Bearbeitet von NoNick
Geschrieben

Echte, hochwertige Bremsenreiniger (z. B. von Würth, Liqui Moly, Fuchs) verdunsten rückstandsfrei und sind nicht rückfettend.

 

Bremsenreiniger-Billigprodukte oder Produkte die fälschlicherweise als "Bremsenreiniger" deklariert sind, können Rückstände hinterlassen – und in seltenen Fällen sogar rückfettend wirken, obwohl das dem Zweck eines Bremsenreinigers widerspricht.

Warum das vorkommen kann?

  1. Billige Rezepturen

    Günstige Reiniger (z. B. aus Baumärkten oder Discountern) verwenden oft einfachere oder weniger reine Lösungsmittel, die nicht vollständig verdunsten. Das kann zu öligen oder weißen Rückständen auf der Oberfläche führen.

  2. Verunreinigungen oder Additive

    Manche Billigprodukte enthalten Stoffe, die nicht vollständig flüchtig sind – z. B. Korrosionsschutz-Additive. Diese können einen leichten Film hinterlassen, der im Bremsbereich wie eine Rückfettung wirkt.

  3. "Verwechslung" mit Kaltreinigern oder Universalreinigern

    Manche Produkte werden fälschlich als „Bremsenreiniger“ bezeichnet, sind aber eigentlich Kaltreiniger (z. B. auf Naphta-Basis) – diese sind rückfettend, da sie oft für die Reinigung und Konservierung von Metallteilen gedacht sind.

Fazit: Im Zweifel lieber auf ein Bremsenreiniger-Markenprodukt oder Isopropanol (99%) setzen.

Geschrieben

Super Infos, da hab ich auch wieder einiges gelernt!

 

Tipp von mir: es gibt Ketten von KMC die schon werkseitig gewachst sind.

 

Was mich noch interessieren würde @BigB wird es das DryFluid Wachs auch mal zu kaufen geben?

Was mich bei Dry Fluid Kettengleitstoff stört, die Kette ist nicht so sauber wie bei Wachs.

 

Zitat

Für seine vorkonfigurierten Ketten setzt Baranski noch eins drauf: Dry Fluid Formula S Chain-Ceramic. Zusammen mit dem Berliner Schmierstoffhersteller Dry Fluid entwickelt, basiert es auf einer modifizierten Wachsbasis, hält signifikant länger, muss nicht erst „eingefahren“ werden und läuft von Beginn an seidenweich. Der Nachfüllpartner: Dry Fluid Highend Kettengleitstoff – ebenfalls im Sortiment.

 

  • 2 Wochen später...
  • 1 Monat später...
  • 1 Monat später...
Geschrieben

Hab jetzt mal versucht, eine Kette (nach ca: 500km) mit Waschbenzin zu entfetten. - Ergebnis: Keine Ahnung, ob sie entfettet ist, aber außen ist sie nicht sauber.

 

Einfach nochmal entfetten oder gibt´s Tipps, außer neue Kette verwenden, weil das hab ich eh. Ich will nur die gebruacht weder entsorgen noch mit Öl fertig fahren.

Geschrieben

2 Waschgänge im Ultraschallreiniger mit entsprechendem Reinigungsmittel davor. 

Anschließend gscheit abbputzen mit frischem Fetzen und dann noch eine Zeit in Waschbenzin/Aceton/Whatever einlegen. 

Du kommst zwar nicht an die 100% Variante neue Kette ran und bei mir fühlen sich diese Ketten irgendwie komisch "klebrig" an im Vergleich zu "optimaler" Vorbereitung. 

Aber funktioniert trotzdem, Wartungsintervall ist halt verkürzt. 

Geschrieben
Am 15.9.2025 um 14:58 schrieb 123mike123:

Einfach nochmal entfetten oder gibt´s Tipps, außer neue Kette verwenden, weil das hab ich eh. Ich will nur die gebruacht weder entsorgen noch mit Öl fertig fahren.

Es kann so einfach sein: Silca Chain Stripper 

Geschrieben
vor 33 Minuten schrieb used_shoe:

ich glaub es is der Silca ChipStrip gemeint - das is ein additiv das man direkt ins wachs gibt und sich so separate wasch-schritte erspart.

Das ist eine andere Möglichkeit von silca. Gibt den Chip, den ich auch verwende und eben den Chainstripper, das ist eine Flüssigkeit zur Vorbehandlung

Geschrieben
vor 38 Minuten schrieb 123mike123:

Was kann der Silca Chain Stripper, was Waschbenzin und US-Reiniger nicht können?

In nur 10 Minuten ist die Kette komplett gereinigt und für das Wachsen vorbereitet. Tauche die Kette ein oder träufel es einfach auf die Kette, spüle es ab und trage das Wachs auf. Erspare dir die ganze Arbeit und die scharfen Chemikalien beim Wachsen der Kette!

Zur Desktop-Version