Shimano 105 und GRX 12-fach

Die neue Di2-Version ging Ende Juni voraus, nun folgt die mechanische nach. Shimanos Einsteiger-Gruppe 105 erhält auch in der bewährten Anlenkungsweise mit Seilzug 12 Gänge. Außerdem verpassen die Japaner dem zugehörigen Brems-Schalthebel eine neue Ergonomie und feilen an Effizienz und Performance von Schaltwerk und Umwerfer. Etliche Komponenten wie Kurbel, Kassette, Kette oder (die ausschließlich hydraulischen) Bremsen teilt sich die Weiterentwicklung mit ihrem schon im Sommer präsentierten Elektro-Pendant.
Gruppenpreis liegt noch keiner vor, die u.a. Komponentenpreise sind vorläufig.

Eines der Herzstücke der mechanischen 12-fach Shimano 105 ist das RD-R7100 Schaltwerk mit Shadow RD Technologie. Diese ermöglicht eine sehr flache Konstruktion mit ausgeglichener Spannung und soll leichtgängige und geräuscharme Schaltvorgänge garantieren.
Die Toggle-Link-Konstruktion des FD-R7100 Umwerfers wiederum ermöglicht einerseits viele Optionen bei der Zugansteuerung; andererseits will sie problemlose und zuverlässige Wechsel vom großen aufs kleine Kettenblatt oder umgekehrt garantieren.

Die neuen ST-R7120 Schalt-/Bremshebel, erkennbar u.a. an den etwas höher gezogenen Höckern und der geringeren Griffweite, wurden so konstruiert, dass Menschen mit großen wie mit kleinen Händen sie gleichermaßen gut erreichen und umschließen können sollen. Dank integrierter Zug- und Leitungsführung bleibt das Cockpit-Design sauber und aufgeräumt. An der Schaltlogik wurde nichts verändert.

Die Kurbeloptionen sind ausschließlich zweifach, die Gangsprünge entsprechend klein. Wahlweise können FC-R7100 Hollowtech II Garnituren mit 50/34 oder 52/36 Zähnen verwendet werden (Kurbelarmlängen: 160/165/170/172,5/175 mm), oder per Kompakt-Kurbel auch 1:1-Übersetzungen (mit 11-34er Hyperglide-Kassette) bzw. sogar eine Untersetzung (mit 11-36er Kassette) realisiert werden. Daneben stellt die 52/36Z Semi-Kompakt-Kurbel eine Option für diejenigen dar, die auch in der Abfahrt oder im Sprint mit geringen Trittfrequenzen noch viel Vortrieb erzeugen wollen.
Weil sich der Antriebsstrang die Komponenten mit den Di2-Gruppen teilt, könnten auch andere Shimano Road 12-fach-Kassetten gefahren werden. Und da deren kleinste Ritzel elf Zähne aufweisen, passen sie auf herkömmliche Freilaufkörper.

Bremssatteltechnisch werkt das, was auch am elektrifizierten Zwilling Dienst tut, mehr Freiraum (+10%) zur Bremsscheibe inklusive, wodurch Schleifgeräusche verhindert werden sollen. Wie die Di2-Version ist auch die mechanische folglich nur mit hydraulischen Scheibenbremsen kompatibel.

Zeitgleich mit der 105 wurde auch die nächste Generation der Gravel-Gruppe GRX präsentiert – ebenfalls (vorerst nur) mechanisch, ebenfalls ausschließlich hydraulisch, ebenfalls zwölffach, wahlweise aber auch mit Einfach-Kurbel sowie jeder Menge Kassetten- und Freilauftechnik aus Shimanos MTB-Universum.
Die beiden Versionen hören auf die Namen GRX 820 und 610 und brüsten sich nebst der neuen Übersetzungsoptionen auch mit ergonomisch verbesserten STIs. Preislich hält sich Shimano hier noch bedeckt, letztere soll aber jedenfalls das Einsteiger-Segment bedienen.

Die Einfach-Version mit zusätzlichem 10er-Ritzel (10-45) in Kombination mit einem 40er- oder 42er-Kettenblatt wird wohl speziell Racer und Tempobolzer freuen. Die Kurbelgarnitur mit Hollowtech II Konstruktion kommt in drei Längen von 170-175 mm, als Schaltwerk steht eins mit mittellangem Käfig und Shadow RD+ Technik für die Stabilisation der Kette zur Verfügung.
Dank 10-51er-Kassette sehr viel breiter abgestuft ist die für Ganztagestouren, mehrtägige Abenteuer oder einfach bergige Gegenden gedachte Kombi mit langem Schaltkäfig (RD-RX820-1) und gleichen Kurbel-Optionen.

Erwähnenswert ist dabei zweierlei: Der Schaltwerkskäfig ist austauschbar. Soll also vom eng auf das breit abgestufte 1x12-fach-Setup gewechselt werden oder wird der Käfig im Gelände beschädigt, muss man nicht das gesamte Schaltwerk ersetzen.
Außerdem hält mit den MTB-Kassetten auch deren Micro Spline-Nabentechnologie Einzug im Gravel-Segment, welche das 10er-Ritzel überhaupt erst ermöglicht.

Bei der Zweifach-Version kommen hingegen die Kassetten aus dem Road-Bereich (11-34/Ultegra oder 11-36/105) samt HG- bzw. HG L2 Freilaufkörper zum Einsatz. Statt größerer oder kleinerer Ritzel an den Enden haben diese ihr „Zusatzringerl“ ja mittendrin, sind also enger abgestuft. Gepaart mit der laut Shimano Gravel-optimierten Abstufung von 48/31 Z. vorne, soll sich eine enorme Übersetzungsbandbreite mit stets komfortabler Trittfrequenz realisieren lassen.
Auch das 2x12-Schaltwerk verfügt über die Shadow RD+ Technologie.

Zu den Flat-Mount Bremssätteln verrät Shimano keine Details, bedient werden sie allerdings mittels ergonomisch verbesserter STIs. Durch eine neue Konstruktion der Befestigungsschelle werden Druckpunkte beim Griff an den Hörnchen reduziert, was sich in geringerer Ermüdung und verbesserter Kontrolle bemerkbar machen soll. Speziell an ausgestellten Gravel-Lenkern wollen die neuen Hebel höchsten Komfort bieten.
Die Schaltlogik blieb unverändert, womit die Einfach-Versionen auch wieder die bewährten Funktionalitäten der Vorgängergruppe mitbringen: links wahlweise einen reinen Bremshebel ganz ohne Schaltfunktion, oder einen speziellen Hebel (ST-RX820-LA), bei dem mit der seitlichen Bewegung des Hebels versenkbare Sattelstützen bedient werden können.

Für Gravel-Einsteiger und um Herstellern einen umfassenderen Preisbereich bei Kompletträdern zu öffnen, hat Shimano mit einem Update auf 1x12- und 2x12-fach auch die Kurbelgarnituren und Schalt-/Bremshebel der GRX 600er-Serie erneuert. Dabei kommen zahlreiche Technologien und Features aus der 800er-Serie auch hier zum Einsatz.
So beispielsweise die texturierten Griffgummis und die Anti-Rutsch-Beschichtung der Bremshebel, die die Kontrollierbarkeit im rauen Gelände deutlich erhöhen.

Die neuen Kurbelgarnituren richten sich im Hinblick auf die Übersetzungen insbesondere auch an Neulinge. So ist die RX610 2x12-fach-Kurbel mit einer Abstufung von 46/30 Zähnen etwas leichter übersetzt als die 800er und steht in vier Kurbelarmlängen - 165 mm, 170 mm, 172,5 mm und 175 mm - zur Verfügung.
In diesen vier Längen kommt auch die RX610 1x12-fach-Kurbel, bei der neben dem 40Z-Kettenblatt, das auch bei der 800er angeboten wird, statt des 42Z-Modells ein 38-Zähne-Kettenblatt erhältlich ist.
Auch hier können Kassetten mit 11-34Z oder 11-36Z (2- fach) beziehungsweise 10-45Z oder 10-51Z (1-fach) verwendet werden.

Und parallel zu den neuen GRX-Komponenten bringen die Japaner auch einen überarbeiteten Carbon Gravel-Laufradsatz mit überarbeitetem Direct Engagement-Nabendesign für einfachen Freilaufkörpertausch zwischen Micro Spline und HG L2 auf den Markt.
Der neue RX880 Laufradsatz ist um 64 Gramm pro Paar leichter als sein Vorgänger obwohl er dieselbe Felgenhöhe von 32 mm besitzt. Diese 1.394 g overall sollen spürbare Vorteile beim Beschleunigen oder in Anstiegen schaffen. Tubeless-ready und mit einer Felgen-Innenbreite von 25 mm ausgestattet, sind Reifendimensionen von 32– 50 mm erlaubt.
Die Naben und Felgen der RX880 Laufräder sind vorne und hinten durch 24 J-Bend Speichen verbunden, die Steifigkeit und Zuverlässigkeit garantieren sollen.